Salomos Traum - Du hast einen Wunsch frei!

Konfirmation 17. Juni 2007

Predigt in der Kirche Meilen ZH - Pfr. Mathias Rissi

 

Einmal ging der König nach Gibeon, um ein Opferfest zu feiern. Dort war die bedeutendste Opferstätte im ganzen Land. Salomo opferte auf dem Altar tausend Tiere als Brandopfer. Als er im Heiligtum übernachtete, erschien ihm der Herr im Traum und sagte zu ihm: »Wünsche dir, was du willst; ich will es dir geben!«

Salomo antwortete: »Du hast in großer Treue an deinem Diener, meinem Vater David, gehandelt, so wie auch er stets treu zu dir gehalten und dir aufrichtig gedient hat. Du hast ihm deine große Treue auch darin erwiesen, dass du ihm einen Sohn gegeben hast, der einst auf seinem Thron sitzen sollte, wie das jetzt wirklich eingetreten ist. Herr, mein Gott! Du hast mich, deinen Diener, anstelle meines Vaters David zum König gemacht. Ich bin noch viel zu jung und unerfahren und fühle mich dieser Aufgabe nicht gewachsen. Und doch hast du mir das Volk anvertraut, das du dir erwählt hast, und ich trage die Verantwortung für so viele Menschen, die niemand zählen kann. Darum schenke mir ein Herz, das auf deine Weisung hört, damit ich dein Volk leiten und gerechtes Urteil sprechen kann. Wie kann ich sonst dieses große Volk regieren?«  Dem Herrn gefiel diese Bitte. Deshalb sagte er zu Salomo: »Du hättest dir langes Leben oder Reichtum oder den Tod deiner Feinde wünschen können. Stattdessen hast du mich um Einsicht gebeten, damit du gerecht regieren kannst. Darum werde ich deine Bitte erfüllen und dir so viel Weisheit und Verstand schenken, dass kein Mensch vor oder nach dir mit dir verglichen werden kann. Aber auch das, worum du mich nicht gebeten hast, will ich dir geben: Ich werde dir Reichtum und hohes Ansehen schenken, sodass zu deinen Lebzeiten kein König sich darin mit dir messen kann. Und wenn du meine Gebote so treu befolgst wie dein Vater David, dann schenke ich dir auch ein langes Leben.« Als Salomo erwachte, merkte er, dass der Herr im Traum mit ihm gesprochen hatte. 1. Könige 3,4-15 (Übersetzung Gute Nachricht)

 

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden

Liebe Eltern, Paten, Familienangehörige und Freunde

Liebe Festgemeinde

 

Wie in einem Märchen wird der junge König Salomo im Traum gefragt: »Bitte, was ich dir geben soll« – Ich bin sicher: jedes von uns hat dieses Gedankenspiel mehr als einmal gedacht. Was würde ich wünschen, wenn eine Fee käme: Du hast drei Wünsche frei! Als Kind malte ich mir aus: als dritten Wunsch wünschte ich gleich noch mal drei Wünsche, so daß sie nie ausgingen. Aber wissen wir wirklich, was für uns gut ist? Lehren uns nicht die Märchen, daß die Glücklichen eine unglückliche Wahl trafen, so daß sie mit dem letzten Wunsch nur gerade das angerichtete Unheil rückgängig machen konnten.

Die neuste Version dieses alten Themas traf ich in einem Witz an: An der Goldenen Hochzeit eines Paares – beide um die 75 – sagt eine Fee zum Mann: Was wünscht du dir? – Ich wünsche mir, daß meine Frau 30 Jahre jünger ist als ich! – pling, und er ist 105!

 

Was wünschst du dir zur Konfirmation? Diese Frage wurde schon uns gestellt, als wir seinerzeit zur Konfirmation schritten. Natürlich sind die Geschenke auch ein Thema – ein mehr oder weniger unterschwelliges. Es geht um Wünsche, die man mit Geld erfüllen kann. Aber auch andere Wünsche verbinden sich mit dem heutigen Tag und dem Erwachsenwerden. Da gilt es zu unterscheiden zwischen »must« oder »nice to have«! Wir haben die Jugendlichen gehört: Sie wünschen sich neben anderem Erfolg, Glück, Karriere, Familie. Aber auch Frieden, Fairneß und Versöhnung unter den Völkern und Kulturen. Gehen diese Wünsche auch in Erfüllung?

Auch die Eltern und Paten kennen Wünsche: Rund sechzehn Jahre haben sie die Kinder begleitet in Freude und in Gedanken und gewiß gehofft, daß alles gut herauskommt. Diese Zeit ist nicht zu Ende. Die Konfirmation markiert ja nur einen Übergang. Aber der ist ja nicht definitiv abgeschlossen.  In dieser Zeit habt Ihr, liebe Eltern, kleinere und größere Unfälle und Bobos gemeistert. Als unsere Jugendlichen Kleinkinder waren, da haben die Eltern Nächte durchwacht und den Kindern die elementarsten Bedürfnisse gestillt. Dann haben die Kleinen begonnen durchzuschlafen und es wurde nachts etwas ruhiger. In den letzten Jahren jedoch haben die Eltern wohl manchmal erst einschlafen können, wenn sie die Wohnungstür frühmorgens haben ins Schloß fallen hören. Gott sei Dank, er/sie ist wieder daheim! Ja, die Fragen begleiten weiter: Klappt es mit der Wunschstelle? Mit der Ausbildung? Wird unser Kind es gut schaffen, ganz auf eigenen Beinen zu stehen? Und natürlich die Wünsche betreffend Gesundheit.

 

Heute ist allerdings keine Königskrönung. Und ihr seid nicht Salomo in seinem sprichwörtlichen Reichtum. Und doch geht es euch ähnlich wie Salomo: Er steht am Anfang seiner Regierungszeit als ganz junger König. - »Bisch de King!« So sagte man zu meiner Jugendzeit, wenn einer groß herauskam. König sein heißt herrschen, das Leben in die Hand nehmen. So verstehe ich den Wunsch nach einer eigenen Wohnung, oder Auszuziehen. Jetzt hat Salomo einen Wunsch frei! Was läge näher als der Wunsch nach Macht, Reichtum, Erfolg. Ein moderner Wunsch wäre da z.B.: das Bremsen des Klimawandels. Letzte Woche haben die Staatschefs der G8 versucht, der Klimaveränderung Herr zu werden. Man wüßte ja im Grunde genau, was zu tun sei. Ob die vage angedeuteten Maßnahmen im Jahr 2050 auch eine Veränderung bewirkt haben werden? Man wußte schon als wir Eltern Jugendliche waren von der Schädlichkeit der Treibhausgase – aber man konnte damals statistisch noch keine Veränderung nachweisen. Darum geschah 40 Jahre lang fast nichts L  – mir scheint es da bitter nötig an den Wunsch Salomos zu denken.

 

Salomo wünscht sich zum Regieren ein verständiges Herz! Verstand und Herz gehören zusammen. Wie wichtig wäre es, daß wir nicht naiv in den Tag hineinleben, sondern daß das Herz und die Ethik sich melden dürfen. Es ist eine Gottesgabe, wenn ein Mensch ein verständiges Herz hat! Sonst erliegt er immer wieder der Gefahr, ein kurzsichtiger, egoistischer Mensch zu sein. – Gott in Salomos Traum bestätigt dies. Er verheißt, ihn überdies mit Erfolg zu belohnen. Genau so ist es Salomo auch geschehen. Früher wollte man kaum glauben, daß Salomo so reich habe sein können. Erst vor 50 Jahren erforschte man den Königspalast von Megiddo in Israel archäologisch, grub aus und fand Stallungen für Hunderte von Pferden und Schuppen für Hunderte von Wagen wie es die Bibel beschrieben hatte. Und gleich im Anschluß an den Traum bewährt sich Salomos Weisheit ein erstes Mal. In der bekannten Geschichte, wo er als Richter den Streit zweier Frauen mit den zwei Neugeborenen zu schlichten hat. Eins lebt, das andere ist tot, und beide Frauen wollen die Mutter des lebenden Kindes sein. Salomo befiehlt bekanntlich der Wache, den lebenden Säugling mit dem Schwert zu halbieren, da er nicht feststellen könne, welches die Mutter sei. Da schreit die eine Frau auf und gibt nach. Nun ist Salomo sicher und spricht ihr das Kind zu. – So erging es Salomo – und solchen Segen wünsche ich auch euch von Herzen.

 

Aber wir sind nicht Salomo. Wir erwachen am Morgen und merken: es ist nur ein Traum gewesen. Bleiben uns mehr als fromme Wünsche?

An dieser Stelle bin ich mit Salomo nicht mehr weiter gekommen. Es heißt ja, nie vor ihm oder nach ihm würde jemand soviel empfangen. Da mußte ich weitersuchen in der Bibel. Und ich stieß nochmals auf einen, der wie Salomo »Sohn Davids« und »König« genannt wurde: Jesus Christus. Auch Jesus hat ein verständiges Herz. Ihr Konfirmanden kennt jene starke Geschichte (Joh 8,1-11): Die Schriftgelehrten bringen eine Frau zu Jesus. Sie wurde beim Ehebruch ertappt: »Wir müssen sie steinigen. Das verlangt das Gesetz des Moses.« Und Jesus schweigt. Würde er für die Frau Partei ergreifen – sie würden ihn gleich als Brecher des heiligen Gesetzes, als Gotteslästerer bloßstellen. Würde er die Frau verurteilen – seine Anhänger wären verzweifelt.   Hatten sie doch bei ihm einen  verständigen,  liebevollen  Gott kennengelernt. Schließlich sagt er: »Wer unter euch ohne Schuld ist, der werfen den ersten Stein.« Und beschämt schleichen sie sich davon.

 

Diese Liebe hat Gott etwas gekostet. Die Menschen haben diesen Jesus nicht ausgehalten, weil er genau in diesem Punkt nicht nachgeben konnte: daß er ein verständiges Herz hat und die Menschen liebt und darum Versöhnung und eine neue Chance schenkt. Sie haben sich nichts schenken lassen wollen. Darum hat Jesus am Kreuz sterben müssen. Aber genau so, indem er seine Liebe für uns nicht aufgab, hat er uns geschenkt, daß die Tür zu Gott jetzt offensteht. Und das Beste: Bei Jesus Christus müssen wir nicht Träumende sein. Er gibt uns mehr als nur einen Wunsch frei, wenn er spricht: »Bittet, so wird euch gegeben! Suchet, so werdet ihr finden! Klopfet an, so wird euch aufgetan!   - Also mußt du gar nicht ein König Salomo sein – sondern mit allem was dich bewegt, kannst und darfst du dich an ihn wenden.

 

Zum Schluß eine Anregung: Unser/euer erster Wunsch könnte dann sein – ganz am Puls der Idee der Konfirmation: (Ref. Gesangbuch 291  2):

 

Ich bitte nicht um Überfluß / und Schätze dieser Erden;

laß mir soviel ich haben muß / nach deiner Gnade werden.

Gib mir nur Weisheit und Verstand / dich, Gott, und den, den du gesandt,

und mich selbst zu erkennen. Amen

Pfr. Mathias Rissi

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