9. März 2019  -  Die TV-Richter und das Gericht Gottes   2. Kor. 5,10 und 16-20

 

Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder böse.
 

 

Gedanken aus der Predigt von Pfr. Mathias Rissi

 

Vor 2000 Jahren gab es in Athen eine Leidenschaft: die Philheliastie - Was ist das? – Übersetzt heißt das die Liebe zum höchsten Gericht ("Heliaia" in Athen). Die Athener waren eben prozeßsüchtig und verfolgten leidenschaftlich die öffentlichen Prozesse.

Einige Jahre später haben wir am Gymnasium Kleists zerbrochenen Krug gelesen! Wo der alte Dorfrichter Adam seine eigene Untat entlarven muß! Er war mit seiner nächtlichen Eskapade bei Evchen die Ursache für den zerbrochenen Krug! Köstlich, sich als Zuschauer daran zu weiden, wie er sich immer tiefer in seine Schuld verstrickt. Immer noch die gleiche Philheliastie!

Heute haben offensichtlich die Gerichtsshows hohe Einschaltquoten: Das TV-Publikum fiebert mit und empfindet Sympathie oder Antipathie mit den Beteiligten. Es sieht die Bösewichte schmoren, wenn sich die Schlinge zuzieht, und die Unschuldigen freikommen. Manchmal stürmt da aufgeregt eine wildfremde Person herein und fuchtelt mit einer Videokassette dem Richter vor dem Gesicht: sie habe hier das untrüglich Beweis- oder Entlastungsmaterial. Worauf der Richter in seinem Spruch der Gerechtigkeit und Moral zum Durchbruch verhilft.

 

Wie verhält es sich aber mit dem Gericht im Glauben? Vorneweg sei festgehalten: Zum Glück kennen wir diesen Fürsprecher, der auch in unserem Prozeß eingreift: Jesus Christus: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. (Joh 5,24)

Das war nicht immer gegenwärtig. Das christliche Mittelalter suhlte sich in den Bildern vom Gericht. Gemälde vom Jüngsten Gericht  (Matth 25 die Scheidung der Guten und Bösen) schmückten oft den Ausgang der Kirchen uns schärften den Gläubigen ein: Hier mußt auch du einmal durch, paß auf!

 

Auch wir können uns nicht vor der Frage drücken, ob wir unser Leben «erfüllen».

2 Kor 5,10 Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder böse.
Dieser Vers sagt zuerst einmal: Gott sei Dank, bleibt das Gericht nicht den Menschen oder der Welt überlassen, denn Gott ist der Richter.

Aber wir müssen offenbar werden, d.h. die Masken werden abgelegt, wir werden abgeschminkt, das »Make-up« kommt weg. Die Wahrheit kommt zutage: Wir wissen, daß wir immer hinter unseren Möglichkeiten bleiben. Das kann sensible Menschen fertig machen. Nur die Unsensiblen blicken heilsgewiß und schadenfreudig zum Gericht, weil sie meinen, das Heil auf sicher gepachtet zu haben. Aber schon Jesus fragt sie ganz kritisch an: Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge? (Mt 7,3)

 

Alle Religionen predigen Gerechtigkeit und Gericht aber die Predigt vom Gericht hat nichts genützt.

Nun aber stellt Gott mit seinem Gericht alle menschlichen Vorstellung der Abrechnung im Gericht auf den Kopf! Jesus selber wurde zum Mitwirkenden in einem Prozeß: und er hat verloren! Zu unseren Gunsten!

Um im Bild von der Gerichts-TV-Show zu bleiben: Wenn du einmal vor dem Richter stehen wirst und die Beweislast klar ist, wird Jesus in den Gerichtssaal stürmen und ein Video präsentieren: Darauf ist einer zu sehen, der am Kreuz hängt und betet.» Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun« Und du wirst den Richter sagen hören: Freispruch! Der Kläger verzichtet auf sein Recht. Der Bürge steht mit seiner Liebe für dich ein!

 

Zum Schluß das Interessanteste für uns und unser Leben: Das Gericht Gottes wirkt im Diesseits! Die Gedanken des Paulus bringen nämlich eine Überraschung: Statt wie am Fernsehen nur Zuschauer zu bleiben, setzt das Wort vom Richterstuhl Christi uns Menschen in Bewegung: So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Laßt euch versöhnen mit Gott!
Das erinnert uns daran, diese Hoffnung und Liebe nicht für uns zu behalten: Wenn Du eine Prüfung verpatzest, den Flug in die Ferien verpaßt, einen Hochzeitstag vergißt… dann ärgert dich das. Und wenn die Menschen rund um Dich herum verloren sind in ihrer Sorge um Gerechtigkeit – kümmert dich das nicht?  - Wir Christen wissen: Die Liebe verändert die Welt!  Trotz des kritischen Einwands von Nietzsche: «Die Christen müßten mir erlöster aussehen» – stimmt ja manchmal, aber ich kenne viele die erlöst aussehen, die von der Liebe leben!
Da traut Jesus
auch dir als Botschafterin oder Botschafter der Versöhnung mit Gott noch einiges zu! Man soll es dir anmerken, und andere sollen davon angesteckt werden, dass du diese wunderbare Verwandlung erlebst: angeklagt, freigesprochen, ausgesandt!

 

 

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