Apostelgeschichte 4,12
Predigt im Neuen Abendgottesdienst Niederweningen
30. August 2014
Liebe Gemeinde
Alle Religionen wollen das Gleiche
- warum sagen die Leute so was?
Die Atheisten sagen das: denn sie sind überzeugt: alle Religionen wollen nur eins: die Menschen belügen und ums Leben betrügen. Sie machen keine feinen Unterscheidungen. Sie bestreiten den Sinn jeder Religion. Bei etlichem, was an Religösem auftritt, mögen sie sogar Recht haben. Aber so verallgemeinert ist es wenig hilfreich. Genau so wie die Aussage: Alle Männer wollen das gleiche – so pauschal bringt das nichts. Also diese atheistische Argumentation können wir gleich weglegen.
Auch die
Anhänger des
Agnostizismus sagen das. Das ist eine Haltung, die sagt, dass man über
Religion nichts Sicheres sagen kann und darum schweigen soll. Für den Agnostiker
ist es belanglos, ob jemand an Jesus glaubt oder an eine kosmische Energie. Oder
an das FSM (flying spaghetti monster). Da es keine Sicherheit soll jeder nach
seiner Façon selig werden. Solange er nicht andere bekehren will.
Das ist aber auch etwas bedenklich. Ein Ertrinkender beispielsweise der nach dem
Rettungsring greift, für den kommt es drauf an, ob der Rettungsring echt ist
oder ein Schaufensterdekorationsstück aus Pappmachée ist. Oder bei einer
Operation möchte ich schon gerne, dass der Chirurg ein Fachmann ist, nicht nur ein
Hochstapler, der seinen Titel erschlichen hat. Da lohnt es sich, genauer
hinzuschauen. Das ist zwar immer noch keine Garantie für Erfolg, trotzdem… Auch
bei den Religionen lohnt es sich zu vergleichen und zu prüfen. Es zeigen sich da
do genügen Unterschiede.
Alle
Religionen wollen das Gleiche, das sagen manche aus falscher Toleranz.
Ich sage mit Nachdruck: Toleranz ist ganz wichtig. Toleranz ist eine
Errungenschaft des Abendlandes, die mit viel Blut, Schweiß und Tränen erkämpft
wurde. Die wollen wir nicht hergeben. Toleranz bedeutet, daß ein Mensch glauben
und für richtig darf, was er möchte, und daß er für diesen Glauben keinerlei
Unterdrückung zu fürchten hat: Keinen Druck, keinen Liebesentzug, keine Strafe,
es sei denn sein Glaube verletzt die Freiheit und die seiner Mitmenschen. Jeder
und jede soll glauben dürfen, was sie oder er will. Aber wenn jemand durch alle
Böden behauptet, 2+2 sei gleich 5, da hört die Toleranz auf. Ich werde ihn nicht
bestrafen, aber darauf beharren, dass 4 richtig und 5 falsch sei. Und wenn er
dann sagt, ob 4 der 5 – da könne man doch großzügig beides gelten lassen, dann
widerspreche ich klar: "Nein!". Man stelle sich vor, ein Ingenieur hätte die
Statik einer Brücke so großzügig berechnet… Über solch eine Brücke möchte ich
nicht fahren.
Es gibt Menschen, die verwechseln Toleranz mit Standpunktlosigkeit und meinen:
"Ich habe recht, aber du wohl auch.
Toleranz kann im Zweifelsfall bedeuten, zu sagen: "Ich bin absolut anderer
Meinung. Und ich würde das gerne mit dir diskutieren, ich würde gerne mit dir
darüber streiten, aber eins sollst du wissen: Auch wenn ich anderer Meinung bin,
wird mich das nicht hindern, mit dir genauso liebevoll umzugehen, wie wenn wir
der gleichen Meinung wären."
Die meisten jedoch sagen "Alle Religionen wollen das Gleiche" wahrscheinlich aus Unsicherheit: Weil sie nicht genügend über andere Religionen und den christlichen Glauben wissen. Der Satz "Alle Religionen wollen das Gleiche" ist nämlich nachweisbar falsch.
Ich will das gerne erklären und zeigen, worin einige Religionen ähnlich sind. Und am Schluß werde ich gerne sagen, worin sich der christliche Glaube definitiv von den andern Religionen unterscheidet.
Fast alle
Religionen sind sich einig
1. im Bezug auf das Jeseitige.
Und sie
sagen, dass es für den Menschen sehr wichtig sei, sich auf dieses Jenseitige,
Größere zu beziehen. Die einen nennen es Gott, andere Brahma oder Urkraft. Alle
weisen also auf dieses "Göttliche" hin. Es ist zwar nicht beweisbar, aber
erfahrbar. Es ist für uns Menschen wichtig, mit dem Göttlichen in Berührung zu
kommen. Auch Paulus schreibt in Römer 1,20 dass alle Menschen aus den Werken der
Schöpfung Gott den Schöpfer erkennen könnten.
2.
sind sie sich einig im Bezeugen des Abstands zwischen Mensch und Gott.
Der Mensch muß das erst entdecken oder er muß auf das Göttliche hingewiesen
werden.
Die einen sagen, die Seele sei im Gefängnis des Körpers, andere meinen, es fehle
an Erleuchtung. Das Christentum sagt, der Mensch sei ein Sünder – Über diesen
Abstand zwischen Gott und Mensch sind sich also viele einig. Und
3. darin, daß es wichtig sei, den Abstand zu überwinden! Die angebotenen Methoden sind verschieden: Beten, Meditieren, Fasten, Opfern, einem Guru folgen, Steine küssen oder einen Kuhschwanz in der Hand halten oder einen großen schwarzen Würfel küssen. Sie wollen alle helfen, dass der Mensch den Graben überwindet und zu Gott kommt. – Tragisch ist meiner Überzeugung nach, dass keine diese Methoden zum Ziel führt. Aber immerhin lohnt es sich hier genauer hinzuschauen.
Worin nur einige Religionen das Gleiche wollen
1.
Nur
einige Religionen sagen: Gott ist eine Person. Die östlichen Religionen
vermeiden das. Sie sprechen lieber von eine Kraft, die alles durchwaltet. Die
Religionen des Westens: Judentum, Christentum und Islam aber sagen: Gott ist
eine Person. Und das ist ein großer Unterschied. Denn mit einer Person kann ich
eine persönliche Beziehung aufbauen, kann mit ihre sprechen und auf sie hören.
Ich kann Beten und nicht nur Meditieren.
Kennen Sie den Unterschied zwischen Beten und Meditieren?
Beten ist für mich, wie wenn ein Kind sich an seinen Mutter kuschelt und mit ihr
redet.
Meditieren
ist, wie wenn ein Kind in den Spiegel schaut. Ich finde natürlich sehr wichtig,
dass ein Mensch immer wieder mal in den Spiegel schaut. Das ersetzt jedoch nicht
Liebe und Gespräch mit einem Gegenüber. Gott ist Person, das heißt; ich kann mit
ihm Kontakt pflegen und einen Vertrauensbeziehung haben, denn Gott glaubt an
mich und liebt mich und ich kann ihn lieben. Wenn ich sage: Gott ist nur eine
Kraft, etwas Höheres, dann ist das alles nicht möglich.
ankuscheln – in Spiegel schauen
2. Liebe ist
der höchste Wert
– die
Nächstenliebe finden wir nur bei Juden und Christen
In den östlichen Religionen gibt es das nicht. Das Kastensystem ist eiskalte
Apartheid. Jeder ist in seiner Kaste sein Leben lang gefangen. Um die untersten
Schichten un die Sterbenden am Straßenrand kümmern sich die Hindus gar nicht.
Denn jeder ist an seinem Elend selbst schuld. Da Hindismus und Buddhismus keine
Religionen der Liebe sind, ist ihr Antwort auf die Frage des Leides: Meditiere
ordentlich, und du wirst sehen, daß es letztlich keinen Unterschied zwischen
Leid und Glück gibt, daß alles letztlich alles eins ist.
Und was sagen der Islam? Über die Fanatiker vom Islamischen Staat, die sich in
diesen Tagen mit dem Köpfen ihrer Feinde brüsten und nicht Gleich-Gläubige
massarkieren müssen wir gar nicht reden. Da haben auch die christlichen Kirchen
schlimm gewütet. aber sie taten es gegen ihren Herrn und Meister
und gegen das Wort des Evangeliums). Bei andern Religionen jedoch
liegt der Fehler im System. Der Koran beispielsweise nennt 99 Namen Allahs. Der
biblische Satz: Gott ist die Liebe 1. Johannesbrief 4,16 kommt
nicht vor.
3.
Nur einige Religionen befürworten ein Konzept der Lebensbejahung und der
Lebensfreude
Der Buddhismus wir hier im Westen hoch gehandelt. Liegt das am grassierenden
pessimistischen Zeitgeist? Denn ich kenne kaum eine pessimistischere Religion
als den Buddhismus. Gautama Buddhas Erkenntnis war es, dass das Leben Leiden
sei. Der edle achtfache Pfad soll dem Menschen helfen leidenschaftslos werden.
Eifer, Haß und Liebe seien der Grund alles Elends. Es gehe darum die Ansprüche
ans Leben herunterschrauben um schließlich ins Nirwana einzugehen, was wörtlich
"Verwehen" oder "Verlöschen" heißt.
Völlig anders im Christlichen Glauben. In der Bibel findet sich die Wörter Freude und freuen 440x, Leid und leiden jedoch nur 200x
Die Bibel schätzt dieses Leben so einmalig und wertvoll, dass es für sie das höchste Ziel ist, dass der Mensch nach seinem Tod auferstehen und ins Leben bei Gott eingehen wird. Das ist etwas ganz anderes als die hinduistische Seelenwanderung, nochmals geboren zu werden, nochmals eine Chance zu bekommen, nochmals zu leiden…und etwas anderes, als im Nirvana den letzten Lebensfunken verlöschen zu lassen.
Der Hauptunterschied des christlichen Glaubens von allen andern liegt in der Person Jesu
Die meisten
Religionen trennen Person und Sache: Was z.B. an Mohammed wichtig war, steht im
Koran. Kein Moslem würde an Mohammed glauben. Das wäre Gotteslästerung. Die
Hingabe der Moslems gilt Gott, nicht seinem Propheten.
Jesus hingegen ist kein Prophet, der sagt: "ich zeig euch den Weg". Nein er
sagt: "Ich bin der Weg. Das ist ein Steilpaß – Es waren nicht die
Christen, die diesen Absolutheitsanspruch über einen netten Menschen namens
Jesus verhängt haben, sondern es war Jesus selbst. Darum sagt Petrus: "In
keinem anderen ist das Heil, (es) ist den Menschen auch kein anderer Name
gegeben unter dem Himmel, durch den wir gerettet werden (außer dem Namen
Jesus)."
Warum? Alle Religionen kennen etwas wie die Ehrfurcht vor dem Göttlichen – Jesus
aber sagt, wer dieser Gott ist
Alle Religionen sprechen von der Trennung – Jesus aber sagt: Es ist der Graben der Sünde
Alle Religionen sagen: Der Mensch soll wieder mit Gott in Kontakt kommen – Jesus: Ihr könnt den Graben nicht überwinden - ich zeige euch einen andern Weg.
Es sind nicht 5 Pflichten des Moslems, nicht der 8-fache Weg zu Erleuchtung. Es ist nicht die gnadenlose Reinkarnation der Hindus, um es endlich einmal besser zu machen im Leben. Das ist alles schön stressig!
Der Weg Jesu ist anders: Er beginnt mit der Diagnose: Der Mensch ist Sünder. Er ist von Gott getrennt. Gewiss, das sagen alle Religionen. Aber Jesus sagt: Der Mensch ist so sehr von Gott getrennt, daß er den Graben gar nicht überwinden kann. Darum, und das ist das einzigartige der Botschaft Jesu, hat Gott sich aufgemacht, um den Graben zu überwinden. Weil der Mensch aus seiner eigenen Kraft nicht zu Gott kommen kann, kam Gott zu uns Menschen. Weil wir das Licht Gottes bestenfalls ahnen, aber nicht erreichen können, kam Gott in unsere Dunkelheit, um sie zu erhellen. Gott, der in allen Religionen als absolut und leidensunfähig vorgestellt wird, nahm dem christlichen Glauben zufolge Leiden, Schmerz und Tod auf sich, um uns Menschen nahe zu sein. Das behauptet so in dieser Form keine andere Religionen. Und es hat enorme Auswirkungen auf die Frage, wie der Mensch das Heil erlangt, wie er Frieden mit Gott findet.
Auf den Punkt gebracht: Der Unterschied zwischen Jesus Christus auf der einen und Islam, Buddhismus und Hinduismus auf der anderen Seite ist der Unterschied zwischen Erlösung und Selbsterlösung. Alle Religionen sagen: Tu was, müh dich, streng' sich an, gib' dich `rein, dann wirst du den Graben zu Gott überwinden.
Jesus sagt: So sehr du dich auch anstrengst: Du wirst es nicht schaffen. Ob du den fünffachen oder den achtfachen oder einen hundertfachen Weg wählst: Du wirst es nicht schaffen. Dafür ist das, was ich die "Sünde" nenne, viel zu mächtig in deinem Herzen.
Ich biete dir etwas anders an: Ich bin der Weg. Frieden mit Gott erlangst du nicht über religiöse und sittliche Anstrengung, sondern allein über meine Person. Der Weg, den ich dir anbiete, ist der einer persönlichen Beziehung zu mir. Ich bin auf deine Seite des Grabens gekommen, habe deinen Schmerz, deine Angst, dein Leiden und sogar deinen Tod geteilt. Ich warte buchstäblich mit ausgebreiteten Armen auf dich. Der Weg des Christentums ist es, daß du meine ausgestreckte Hand ergreifst und nicht mehr losläßt. Und daß wir beide Hand in Hand durch das Leben gehen. Und ich werde dich führen und dich meinerseits nie loslassen, selbst wenn du fällst, selbst wenn du versagst. Ich werde dich führen bis hin zum Vater.
Alle Religionen wollen das gleiche, nämlich die Rückbindung des Menschen an Gott. Das Christentum will das auch. Aber der Weg dahin ist ein völlig anderer. Es ist nicht der Weg der religiösen und moralischen Anstrengung, sondern der einer persönlichen Beziehung. Hier überwindet nicht der Mensch den Graben, sondern Gott selbst. Im Christentum steht Gott auf unserer Seite. Alles, was wir tun müssen, ist, seine ausgestreckte Hand zu ergreifen. AMEN.
Pfr. Mathias Rissi
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