17. Sept. 2005 - Predigt Pfr. Mathias Rissi Genesis 32,23-32

Ufwindpredigt

 

Deal or no deal!  Lukas 17,33 Luk 17:33 mit Pascals Wette

 

Gedanken aus der Predigt:
 

Die Kurzversion (ein 4-minütiger Zusammenschnitt) der TV-Sendung wird zu Beginn der Predigt eingespielt:  Die Spannung steigt, das suggeriert nur schon die dramatische Musik. Der Kandidat hat eine Zahl genannt. Das entsprechende «Money Girl» öffnet den Koffer. Hoffentlich kommt ein möglichst kleiner Betrag zum Vorschein. Dann steigen die Chancen des Kandidaten, sonst droht ihm, am Ende mit einer lächerlichen Summe nachhause entlassen zu werden. Die TV-Sendung «Deal or no deal» fesselt viele Zuschauer gerade so wie die Teilnehmer. Möglichst viel zu gewinnen, ist die Devise der Gambler.

Warum hat diese Sendung Erfolg von Neuseeland bis Grönland? Die Money Girls sehen aus wie geklont. Sexy verpackt - eigentlich recht billig aufgemacht. Und krasser und ehrlicher kann man fast nicht sein. In der Show dreht sich alles nur um eins: Es geht nur um Geld. Und über 40% des Schweizer Publikums schaltet ein!

 

Gewinnen können! Das fasziniert. Und manchmal ist es ganz angenehm, sich genüsslich zurückzulehnen und zu sehen wie der TV-Kandidat schmort!

Wir Menschen sind Spieler! Früher war's «Eile mit Weile» oder Schach. Heute sind es die Ego-shooter-, Strategie- etc. Spiele, die die Stunden wegfressen können.

 

Blaise Pascal, Universalgenie des 17. Jahrhunderts, Erfinder der Rechenmaschine, Mathematiker (schon den Schülern bekannt durch das Pascal'sche Dreieck und die Wahrscheinlichkeitsrechnung) hat mit der menschlichen Spielsucht gerechnet.
Mit seiner bekannt gewordenen «Wette» vergleicht er Einsatz, Gewinnmöglichkeit und Risiko beim Spiel und wendet sie auf ein spezielles Feld an: an Gott glauben - Nicht an Gott glauben. Er kommt zum Schluß: Wer nicht an Gott glaubt, ist dumm, denn in der logischen Analyse sprechen die Gewinn- und Verlustchancen eindeutig zugunsten des Glaubens.

Blaise Pascals Frage lautet:  «Kann man sich aus der Frage nach der Existenz Gottes heraushalten?» Man kann es nach seiner Auffassung deshalb nicht, weil es unlogisch wäre, den Christen vorzuwerfen, gegen die Vernunft an Gott zu glauben, sich aber selbst der Frage zu enthalten. Mit Vernunft kann man aber weder die Existenz noch die Nichtexistenz Gottes beweisen. «Man muß also wetten.» Worauf soll man wetten - daß Gott existiert oder daß er nicht existiert. Entscheidend sind nach Pascal Einsatz und Risiko: Vernunft steht gegen Glauben.

 

In einer Tabelle lassen sich Pascals Abwägungen von Einsatz, Gewinnmöglichkeit und Risiko einfach zeigen:
 

    glauben: Gott existiert nicht glauben: Gott existiert
Fall A Nach dem Tode stellt sich heraus: Es gibt Gott nicht! Ich habe recht gehabt
und gelebt wie ich wollte,
Ich war im Irrtum,
habe unnötigerweise nach Gottes Geboten gelebt.
Fall B Nach dem Tode stellt sich heraus: Es gibt Gott! Ich war im Irrtum
und bin jetzt ewig verloren!
Ich habe recht gehabt
und habe ewiges Heil geschenkt bekommen

 

Auswertung:

Im Fall A hat der Ungläubige recht. Sein Gewinn ist es, dass er im irdischen Leben nach seinen eigenen Maßstäben leben konnte. Der Gläubige hat geirrt, dass es sein Nachteil war, hat er sein Leben lang nicht feststellen können.

Im Fall B zeigen sich die ewigen Auswirkungen der Wette. Der Ungläubige hat einen unendlichen Verlust, der an Gott Glaubende ewiges Leben.

Da die Gewinnmöglichkeiten für den Fall A nur endlich (eben aufs Menschenleben beschränkt) sind, ist dem Glauben logischerweise der Vorzug zu geben: Denn nur hier läßt sich «unendlich» gewinnen.

 

Pascal sagt: «Wägen wir also Gewinn und Verlust ab, und setzen wir auf Kreuz, dass Gott existiert. Schätzen wir beide Fälle ein: wenn Sie gewinnen, gewinnen Sie alles [die ewige Seligkeit]; wenn Sie verlieren, verlieren Sie nichts [denn die Vernunft bleibt im Recht]. Setzen Sie also ohne Zögern darauf, dass er existiert.»

 

Pascal hat es aber nicht beim vernünftigen Denken bewenden lassen. Das «mémorial» - ein Zettel, den man erst nach seinem Tode in seine Jacke eingenäht fand, zeugt von einer überwältigenden Gotteserfahrung, die ihm am 23. Nov. 1654 den lebendigen Gott, Jesus Christus, nahebrachte.[1]

 

Mit Spielen kommst du im Leben eben nicht wirklich weiter, vor allem wenn es nur um vergängliche Werte geht. Jesus fordert heraus mit dem krassen Satz: Wer sein Leben zu erhalten sucht, der wird es verlieren; und wer es verlieren wird, der wird es gewinnen!

 

Hier geht es nicht um Geld. Zugegeben - es ist immer angenehmer, genug davon zu haben, als zuwenig. Aber du kannst es einmal nicht mitnehmen... Hier geht es um mehr: Das Leben gewinnen - das Leben verlieren!

Was ist damit gemeint? Schauen wir z.B. Paulus an. Er ist ein solcher echter Lebensgewinner - allerdings war auch er erst auf dem Holzweg. Er hatte gemeint, sein Leben ganz im Griff zu haben und Gottes Willen exakt zu verstehen und zu leben. Er hatte gemeint, den Lohn Gottes verdient zu haben. Dabei ist der beste Gehorsam gegenüber Gott kein Ruhmesblatt, sondern nur das geschuldete Verhalten.

Christus hat die Vorstellungen von Paulus durchkreuzt. Paulus hat kapituliert und bezeugt von da an eines: Die Liebe Gottes, die sich in Jesus Christus hineinverschenkt, sich hineinopfert in diese Welt! Sie heilt die Welt! Paulus hat gemerkt:  Wenn ich meine Energie nicht zur Selbstverteidigung und Beweihräucherung brauche, dann ist sie frei für anderes. Christus macht mich stark fürs Leben, gibt mir ein neues Bewußtsein!
 

Es tut gut, die Sinne zu schärfen und neu zu lernen: Wieviel von allem was wir als «Leben erhalten» verstehen, ist nur vergänglich! Ist nur Geld! Ist nur Scheinsicherheit! Es geht aber ums Ganze, um das Leben, um uns in Zeit und Ewigkeit!

Hoffentlich erkennen wir den Unterschied, wo es ernst gilt und wo es Spiel ist im Leben, damit wir am Spiel als Spiel Freude haben!

Herr, Jesus Christus

 

Öffne unsere Sinne, daß wir erkennen, wo wir uns abmühen und -strampeln.

Wir sind immer wieder gefangen in so viel Betrieb und Geschäftigkeit

     und wiegen uns in falschen Illusionen.

Begegne uns und mach uns frei. Frei für Dich, frei für unser Leben.

Hilf uns die Prioritäten im Leben richtig zu setzen.

Stärke unser Vertrauen auf dich jeden Tag neu: daß es uns hell und klar einleuchtet:

    mit Dir zu leben ist der große Gewinn.

Du schenkst uns eine Basis zum Leben.

Du öffnest uns einen Horizont weit hinaus über all das Vergängliche um uns herum.

Ja, Du hast uns das ewige Leben verheißen. Wir geben Dir Ehre und Ruhm.

 

Hilf uns den Weg gehen, auf dem Du uns vorangehst.

Laß in uns das große Vertrauen wachsen,

     daß wir die krampfhaften Bemühungen der Selbstdarstellung loslassen können.

     Du baust uns neu auf, das gibt uns ein anderes Selbstvertrauen.

Komm mit uns durch unsere Tage, hilf uns so zu werden, 

     wie Du uns gedacht und wozu Du uns ins Leben gerufen hast:

Schenke es, daß wir einander nicht fixieren auf unsere Defizite,

     sondern daß unser Leben die Klarheit Deiner Liebe erkennen läßt.

Hilf uns, als Ehepartner einander so zu sehen, wie Du es tust, und uns beschenkst mit Versöhnung.

Hilf uns als Väter und Mütter, daß wir Geduld und Zeit haben für unsere Kinder

     und daß wir zu unseren Fehlern stehen können.

Hilf uns bei der Arbeit, daß da im Alltag Deine Güte durchscheint.

Hilf uns, im Schweren zu bestehen und in Hoffnung an Dir festzuhalten.

Hilf uns in der Gemeinde vereint mit den Geschwistern in Deiner Kirche rings um die ganze Erde:

     Daß wir für die Welt einladende und glaubwürdige Zeugen deiner Gnade sind.

     Daß man auf uns sieht, aber Dich erkennt.

Schenke uns Deinen Segen. Amen

 

[1] Seine anschließenden letzten acht Lebensjahre verwandte er dazu, seinen Glauben anderen mitzuteilen (in seinen «Pensées»). Sein größtes geplantes Werk, eine „Verteidigung des christlichen Glaubens", die sich an Skeptiker richten sollte, konnte Pascal jedoch aus Krankheitsgründen nicht mehr vollenden.

Pfr. Mathias Rissi

 

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