Der Auftrag Jesu an seine Jünger

Notizen zur Predigt von Pfr. Mathias Rissi in Niederweningen im Neuen Abendgottesdienst am 24. August 2019

 

Liebe Gemeinde

haben Sie schöne Ferien gehabt? Vieles erlebt? Abwechslung gesucht und gefunden? Wir setzen ja so viele Erwartungen und Hoffnungen in die Ferienzeit.

Aber nun sind wir zurück wieder im Alltag. Was geht es da weiter?

Im Matthäus-Evangelium erfahren wir, was Jesus über den Alltag seiner Jünger denkt: Matthäus 10
5 Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Nehmt nicht den Weg zu den Heiden und betretet keine samaritanische Stadt.
6 Geht vielmehr zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel.
7 Geht und verkündigt: Nahe gekommen ist das Himmelreich.
8 Kranke macht gesund, Tote weckt auf, Aussätzige macht rein, Dämonen treibt aus! Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst sollt ihr es geben.
9 Füllt eure Gürtel nicht mit Gold-, Silber- oder Kupfermünzen!
10 Nehmt keinen Sack mit auf den Weg, kein zweites Kleid, keine Schuhe, keinen Stab! Denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert.
11 Kommt ihr aber in eine Stadt oder in ein Dorf, dann fragt nach, wer da würdig ist; dort bleibt, bis ihr weiterzieht.
12 Wenn ihr aber in das Haus eintretet, so grüsst es.
13 Wenn das Haus es wert ist, kehre euer Friede dort ein, wenn das Haus es aber nicht wert ist, kehre euer Friede zu euch zurück.
14 Wenn man euch nicht aufnimmt und eure Worte nicht hören will, dann geht fort aus jenem Haus oder jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füssen.

Liebe Gemeinde

Das ist schon ein bisschen steil, nicht wahr? Da soll die Kirche besser schweigen. Wir denken dabei an den Rufschaden, den das Christentum in 2000 Jahren erlitten hat, indem die Kirche bei allerlei räuberischen und imperialistischen Vorhaben sich als Feigenblatt missbrauchen ließ. Nichts destotrotz sagt Jesus - und wir wollen uns daran halten - nahe gekommen ist das Himmelreich. Ja, der Himmel kommt zur Erde. Hoppla, da kann einiges in unserer Welt und in unserem Alltag diesem Anspruch nicht standhalten.

Darum gibt Jesus einen klaren Auftrag.

1. Was ist zu tun?

’Macht euch auf den Weg’, sagt Jesus, ,und bringt diese Gewissheit des kommenden Himmels unter die Leute.’ Wo? – eben gerade da wo ihr seid, im Alltag.

Jesus erwartet einiges von uns. Wir sollen auch das Unmögliche versuchen! Keine Krankheit, kein Problem soll uns einschüchtern.
Wir haben gelernt, uns viel zuzutrauen. Der Lehrplan 21 beispielsweise spricht von den Kompetenzen der Schulkinder, die es zu fördern und zu wecken gilt. Jesus hat diese Kompetenzen gegeben. Wir dürfen ehrlich sagen, dass die Kirche diesen Anspruch Jesu auch sehr ernst genommen hat. Ich denke an Errungenschaften, die heute als selbstverständlich gelten. Schule gab es früher aber nur für die Reichen. Aber die Reformation wollte erreichen, dass alle Knaben und - höre uns staune - auch die Mädchen lesen und schreiben könnten. Das Gesundheitswesen, das allen den gleichen Zugang gibt, ist auch typisch eine typisch christliche Errungenschaft, die den Siegeslauf auch in der unchristlichen Welt angetreten hat. Ich erinnere daran, dass die Epilepsie früher eine Krankheit war die mit bösen Geistern assoziiert wurde. Es waren Christen in Zürich, die sagten, wenn Jesus einen Epilepsiekranken als Menschen ernst nimmt, dann wollen wir dies auch tun. So gründeten sie im 1886 schweizerische Anstalt für Epileptische, die heutige Epilepsieklinik. Soviel zur Aufforderung, Kranke zu heilen.

Aber Tote aufwecken? Das geht uns zu weit. Das geht nicht!
Mit kommt jener Witz in den Sinn, bei dem ein Bauer das Pech hat, dass ihm in der Kurve das ganze Heufuder umkippt. Er steht daneben und flucht, was er kann. Da kommt gerade da Pfarrer vorbei und ermahnt den Bauern, doch nicht so zu fluchen. Er würde besser beten. Der Bauer sagt: „Das kann ich nicht machen sie doch.“ Da betet der Pfarrer der liebe Gott möge helfen. Und als er die nach dem Amen die Augen aufschlägt ,da steht das Heufuder doch tatsächlich wieder auf der Straße und dem Pfarrer entfährt ein gotteslästerlicher Fluch…

Tote aufwecken – das ist schon ein steiler Anspruch. Allerdings hat die Medizin den Menschen gewaltige Fortschritte gebracht hat und früher hoffnungslosen Fällen Hoffnung gemacht. Fast an jedem Ort findet man heute einen Defibrillator.
Wir fragen uns heute manchmal, ob wir es da nicht sogar übertreiben.
Ich bin sicher, dass es auch um geistlich Tote geht, um die Menschen, die keine Hoffnung haben und apathisch in den Tag hinein leben. Denen sollen wir den auferstandenen Christus, der den Tod bezwungen hat, verkünden.

2. Wie sollen wir vorgehen?

Jesus sagt, dass wir nicht mit Gold und Prunk und Machtgehabe daher kommen sollen. Das passt nicht zu seinen Jüngern und zur Kirche. Wir sollen einfach daher kommen als Zeichen des Vertrauens zu Gott. Uns nicht auf unsere Möglichkeiten und unser Geld zu verlassen, sondern eben uns Gott anzuvertrauen.

Weiter ermutigt er uns, uns nicht penetrant aufzudrängen, sondern anzubieten. Es geht also nicht um bedrängendes Bekehren, nein: Wir sollen Segen wünschen.

Mir fällt auf, dass Jesus den Jüngern gesagt hat, sie sollten nicht ins Ausland missionieren gehen, sondern zu Hause das tun.

Dennoch kam ich im Ausland mal in eine solche Situation. In Thailand in Chiang Mai hatte

ein thailändischer Reiseführer, ein ehemaliger Mönch, mir die grandiosen Tempelanlagen von Doi Suthep gezeigt. Er zeigte mir, was diese Buddhisten in Thailand alles tun, um den Frieden zu erlangen, die Räucherstäbchen, das lose werfen all das viele Gold die Opfergaben die sie den Göttern spenden. Er hoffte darauf bei der siebten Inkarnation des Buddha zu leben. Da käme man dann direkt ins Nirvana.

Ich fragte ihn dann: „Weißt du welche Religion wir haben?“ – „Nein“ – „Wir sind Christen. Weißt du etwas über diese Religion?“ Er sagte. „Nein.“ „Willst du etwas wissen?“ Er sagt: „Ja.“
Als ich dieses Erlebnis den Konfirmanden erzählte und sie fragte: „Was würdet ihr einem Menschen sagen, der von christlichen Glauben noch nie etwas gehört hat. Was würdet ihr sagen, ist das ganz besondere und einmalige unseres Glaubens?“ Da meldet sich einer der Jungs: „Dass Gott an uns glaubt!“ Bingo, genau dies ist doch das unglaubliche, was das Evangelium uns sagt. Wir haben uns vielleicht schon zu sehr daran gewöhnt.
Alle anderen Religionen reden nur davon, wie sehr sich der Mensch anstrengen muss und Gutes tun und Fehler vermeiden, um von Gott dann belohnt zu werden.

Wir dagegen bekennen mit dem Evangelium von Jesus Christus, dass Gott an uns glaubt. Er kennt uns, er weiß, wer wir sind. Mit unseren Stärken und unser Schwächen. Er weiß, was in uns steckt. Er glaubt an uns und das gibt uns den Lebensmut.

Nun leben wir also zu Hause in der Schweiz nicht in Thailand. Es darf aber auch hier nicht sein dass jemand diese erlösende und befreiende Botschaft des Glaubens nie gehört hat. Also genau das sollen wir tun, was Jesus den Jüngern gesagt hat: vom Nahe gekommenen Himmel erzählen, von Jesus Christus. Wir können es als Eltern tun mit unseren Kindern oder als Großeltern mit den Enkeln: Die Geschichten der Bibel erzählen, mit ihnen beten. Mit ihnen singen.
Warum nur mit den Kindern und nicht auch mit Nachbarn und Menschen an der Arbeit etwas Neues probieren?

Mit Freundlichkeit sollen wir den Menschen begegnen. Wir sollen ihre Fragen ernst nehmen. Ich freue mich schon über jedes „Behüt dich Gott“ das heutzutage bewusster über die Lippen geht. Vielleicht ist auch einmal mehr möglich als dies.

Und es kann vorkommen, sagt Jesus dass seine Jäger abgelehnt werden, dass ihre Botschaft unerwünscht ist. Aber auch da macht Jesus uns den Weg frei. Wir sollen Bettler bleiben, nichts erzwingen, nicht verurteilen – sondern den Staub abwischen und uns beschweren lassen durch Unverständnis und Misserfolg. Wir dürfen weitergehen in der Gewissheit: Nahe gekommen ist das Himmelreich!
Ein anderer steht dafür ein und steht uns bei: Christus. Auf ihn verlassen wir uns.

Amen

Pfr. Mathias Rissi

 

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