Die Ufwind-Flotte auf dem Doubs                          

Familienferienwoche 17.-24. April 2004

 

 

Die Mannschaften der stolzen vier Schiffe:

«Port sur Saône» (N1310): Familien Wirth und Friedli

«Lille» (N1100): Familien Pfenninger, Boitel, Schweizer

«Gray» (N1170): Familie Staub

«Auxonne» (N1350): Familien Rissi und Biedermann

 

Aus dem Logbuch des «Admirals» der Flotte:

17.4.04

Voller froher Erwartungen besteigen achtzehn der dreißig Reiseteilnehmer am Samstag früh um 06.34 die S7, um den TGV Zürich-Dijon (-Paris) rechtzeitig zu erreichen. Besonders die Jungmannschaft freut sich auf die Reise im modernen Schnellzug. Daß die Schnellfahrstrecken erst nach Dijon liegen schadet da nichts. In Dijon besteigen wir erneut einen TGV, der uns an den Ausgangspunkt der Flußkreuzfahrt bringt: Dôle – die alte Hauptstadt der Freigrafschaft, welche erst im 17. Jahrhundert von der französischen Krone erobert wurde.

Im Hafen am Fluß liegen unsere vier Boote schon alle bereit. Aber erst ist ein Großeinkauf angesagt. Die Lasten wiegen zum Tragen zu schwer, sodaß die Einkaufswagen vom Géant bis zum Hafen gestoßen werden. (Danke, Karl und Andi, fürs Zurückbringen).

Dann aber «Leinen los!» Nach kurzer Einführung starten wir um 17.00 Uhr stromaufwärts, um noch vor dem Eindunkeln zwei Schleusen und 8 km hinter uns zu bringen. Für die erste Nacht auf den Booten legen wir an der Uferböschung an oberhalb der Kalkklippen von Rochefort-sur-Nenan an.

 

18.4.04

Am Sonntagmorgen überrascht uns Rolf mit Baguettes, welche er glücklich im nahen Dorf aufgetrieben hat. Noch hält sich das schöne Wetter vornehm zurück, aber immerhin ist es oft trocken, so daß wir die Außensteuerstände besetzen. Der Doubs ist sehr abwechslungsreich zu befahren: Die Fahrrinne ist immer eher schmal und verlangt hohe Präsenz. Aber mit der Zeit schaffen alle vier Mannschaften die Herausforderungen spielend. Am Sonntag sind es 33 km und 10 Schleusen. Bei Ranchot muß der Schleusenwärter uns für die Passage des Kanals auch noch eine Zugbrücke öffnen. Bald einmal verlassen wir die Weite des Unterlaufs und folgen dem Doubs ins immer enger werden Tag hinauf. Das Wetter hat nicht groß zum Verweilen eingeladen. Natürlich gibt's einen Fußballmatch bei der Mittagsrast. Aber das Wetter will nicht besser werden. So ziehen wir weiter nordostwärts, immer zwei Boote zusammen. Mehr finden in einer Schleuse nicht Platz. Im Kanalbecken zwischen der Schleuse und dem Tunnel von Thoraise legen wir für die zweite Nacht an. Ausgerechnet zum Anlegen, als alle raus müssen, überschüttet uns ein Wolkenbruch. Aber dann endecken wir: es ist ein schöner Ort zum Spielen. Zu Fuß erkunden einige Wagemutige mit den Kindern zusammen schon einmal den Tunnel und kehren über den Hügel und das Dorf zum Kanal zurück.

 

19.4.04

Rolf findet auch am Ende der Welt (Thoraise) Brot – bei einem fahrenden Bäcker – so wird auch am Montag das Frühstück wieder zum Fest. Unter den Wolken geht die Kreuzfahrt weiter. Den Tunnel meistern alle mit Bravour. Ein besonderes Abenteuer ist die Doppelschleuse von Ranceney. Sie überwindet in zwei Stufen über 5 m Höhe! Gegen Mittag wird das Wetter auch besser. Gerade rechtzeitig, denn wir erblicken hoch über dem Fluß die trutzige Zitadelle von Besançon und umrunden die Stadt auf der Schleife, welche der Doubs eng um sie herum in den Kalk eingefressen hat. Die beiden vorausfahrenden Boote leisten sich den Spaß, den Hafen zu verpassen, und bewältigen die hohe handbetriebene Schleuse dahinter gleich zweimal: rauf und runter. So haben wir 19 km zurückgelegt und 5 bzw. 7 Schleusen überwunden. Der Nachmittag ist dem Erkunden der Stadt und dem Ergänzen der Vorräte gewidmet. Einige schaffen es bis hinauf zur Zitadelle. Der Weg führt vorbei an der großen Kathedrale St. Jean.

 

20.4.04

Grau empfängt uns der Dienstagmorgen. Die letzte Etappe Bergfahrt ist angesagt. Das erklärte Ziel heißt Baume-les-Dames. Unglücklicherweise fährt der Lastkahn «Narwa» uns voran. Nur zwei unserer Boote können ihn überholen, da die Überholstrecken auf den rasch wechselnden Kanal- und Flußstrecken zu kurz sind. So bleibt der «Port» und der «Gray» nichts anderes übrig, als hinter dem Schrittempo fahrenden Kahn her zu tuckern. Er hat mit seinen 250 Tonnen 1.80m Tiefgang. Mehr ist auf dem Doubs nicht erlaubt. Er darf nicht schneller als 5 km/h fahren, da er sonst bei seiner Wasserverdrängung auf den Grund fahren würde. Das Vorauskommando mit «Lille» und «Auxonne» erkundet die Liegestelle am Ziel. Mit fast zwei Stunden Abstand kommt auch die zweite Hälfte des Konvois an. Hinter uns liegen stolze 38 km mit 11 Schleusen. Spazieren, bummeln, einkaufen, auswärts essen, das sind die Beschäftigungen am Ziel.

 

21.4.04

Ein herrlich blauer Himmel wölbt sich über uns. Warmes Wetter verwöhnt uns am Mittwoch.  Es geht wieder «heimzu». Beim Hinunterfahren begegnet uns die Landschaft wieder ganz anders. Wir blicken mit dem Fluß und sehen die Felsmassive, welche er niedergerungen hat. Auf allen Booten ist heute die ganze Mannschaft an Deck und genießt die Sonne. Dorette, die Wagmutigste, sogar im Badekleid – allerdings nur zum Sonnenbade. Mit Fußball und Fischen – macht auch ohne Erfolg Spaß – gestalten sich die Kinder die Mittagspause unterhalb Laissey abwechslungsreich. Abends treffen wir wieder in Besançon ein und leisten uns dann einen Znacht im «petit polonais» bzw. im «Quick». Tagesstrecke: wieder 38 km mit 11 Schleusen.

 

22.4.04

Am Donnerstagmorgen absolvieren die «Gray» und die «Auxonne» mit einigen Kindern von den andern Booten zwei Extraschleusen, um den Tunnel unter der Zitadelle von Besançon befahren zu können. Damit sind alle Wünsche restlos zufriedengestellt. Die Fotos von diesem Tag zeugen nochmals von recht schönem Wetter, wenn auch der Himmel sich zunehmend leicht bewölkt. Zu Mittag legen wir im Kanalbecken von Thoraise an, wo die Kinder diesmal ausgiebig herumtollen und auch die Durchfahrt zweier holländischer Péniches durch Schleuse und Tunnel verfolgen können. Karl findet beim Joggen das Skelett eines Hundes(?) und zieht damit die Aufmerksamkeit von Jung und alt auf sich. Im Flug vergeht auch der Nachmittag. Wir legen für diese Nacht oberhalb der Schleuse von Dampierre an.  Tagesstrecke: wieder 38 km mit 11 bzw. 9 Schleusen. Hier feiern wir im Freien eine Abendmahl voller Freude und Dankbarkeit über den bisherigen Verlauf der Woche. Unter größtmöglicher Beteiligung  wird fast 90 Minuten lang mit Feuereifer Fußball gespielt, wobei sich die Talente outen, aber leider auch Andis Fußball von Dornen gepiekt wird - definitiv. In der Nacht ist es ganz ruhig. Ganz in der Nähe ist eine Nachtigall deutlich zu vernehmen mit ihrem langgezogenen klaren klagenden Ton gefolgt von quirligen Kadenzen.

 

23.4.04

Am Freitagmorgen schlafen alle aus. Aber dann geht es doch um 10.15 wieder weiter, denn am Nachmittag  wollen wir Dôle erreichen, was wir auch gut um 14.00 schaffen. Tagesstrecke: 23 km mit 7 Schleusen. Nun bleibt genügend Zeit diese faszinierende Stadt zu erkunden. Vor Louis XIV hin und her gerissen zwischen Reformation und Gegenreformation, dann aber als feste Basis zur Gegenreformation genutzt. Von fern zieht die Silhouette der Stadt die Blicke auf sich: mit ihrer Collégiale, welche wehrhaft über den spitzen Dächern der Stadt thront. Noch vor dem Nachtessen wird mit Packen und Reinemachen begonnen. Um 17.00 dann zieht es alle hinauf in die Stadt. In der Collégiale wollen die Kinder bei jeder Heiligenstatue wissen, um wen es sich handele und wie die betreffende Gestalt gestorben sein. Bei den Listen mit den Kriegsopfern vom ersten und zweiten Weltkrieg meint Mattia: «Was hat Gott da wohl dazugesagt, als sich die Menschen gegenseitig totschossen?»

Zum Znacht finden sich alle im Lokal «L'Émile Brochette» ein, um ein Essen am Spieß (auch die Desserts) in Empfang zu nehmen – es gab sicher genug für alle!

 

Was wir sonst noch gemacht haben… läßt sich schlecht auf einzelne Tage festschreiben: gelesen, «Sensis» gespielt, über Gott und die Welt diskutiert, «gedoggt» (spannende Weiterentwicklung aus «Eile mit Weile»), bei einem Glas Wein oder Macvin den Abend genossen, einen Kaffee auf einem andern Boot getrunken, Gameboy gespielt, Schulaufgaben gemacht, Eisvögel beobachtet, einen sensationellen Flaschenöffner gefunden, einen halben Tag mit dem einen oder anderen Boot gefahren, mit dem Velo nebenher (Dorette) oder joggend (Rolf, Karl...) etc. ...

So ganz nebenbei haben wir auf einer Strecke von 196 km mit 60 Schleusen rund 138 Metern Höhendifferenz (je 69m hinauf und hinunter) überwunden.

 

24.4.04

Am Samstag müssen wir früh aufstehen, um die Boote zu reinigen und rechtzeitig auf dem Bahnhof zu stehen…. Jedenfalls haben es alle irgendwie geschafft und sind am Nachmittag eine schöne Erfahrung reicher in Meilen angelangt.

 

Für die Fotos melde man sein Interesse bei

Bericht von den Familienferien 2003

Ufwind - Gemeindeaufbau der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Meilen

 

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