Seit dem April 2010 ist Familie Köchli wieder in in Meilen

Wir wünschen ihnen alles Gute beim sich wieder Einleben in der alten Heimat.

Ein Blick zurück:
Vor zwei Jahren hatten wir sie im Gottesdienst vom 12. April, in welchem auch Lisa und Allison getauft wurden, erneut ausgesandt.

Bolivien erlebt zur Zeit große politische Erschütterungen. Im Amazonas-Tiefland lehnt man der Politik des idigenen
Präsidenten Ivo Morales ab.

In der Nachricht vom 19.8.08 schreibt Christian:
"...Es gibt auch nicht viel Neues zu berichten. Die Landbesetzer sind immer noch auf dem Land der Mission.
Es braucht Zeit. Wie alles hier in Bolivien. Einmal hat es geheissen, dass sie auch die Missionsstation besetzen wollen.
Es wird auch hier sehr viel erzählt. Und jedes Mal ist der Fisch noch grösser.
Eigentlich wollten wir Euch fragen, ob Ihr einmal eine Kollekte für folgendes Projekt machen könntet. Es handelt sich um ein Projekt,
aus dem einheimischen Pastoren Geld für Reisen in Indianerdörfer
bezahlt wird, damit sie dort Bibelwochen etc. halten können.
Auf dem Einzahlungsschein an Indicamino müsste dann stehen: für Riberalta RS - 026.
Ich habe weniger Kranke hier, da sie in einem der Indianerdörfer eine Ärztin
plaziert haben, die nun dort wohnt und arbeitet. Somit kommen von dort nur
noch die Kranken, die sie nicht behandeln kann. Das Centro Medico läuft gut.
Nun haben wir zwei Zahnärzte, die im Centro Medico arbeiten. Die Stadt hat
sie geschickt. Ich finde es übertrieben. Aber so ist es, wenn der Onkel noch
den Herrn Soundso kennt. Solange wir keinen Lohn zahlen müssen, wehre ich
mich nicht dagegen.
Im Augenblick haben wir es schrecklich heiss und trocken. Es hat schon lange
nicht mehr geregnet. Die Strassen sind sehr staubig. Vorallem abends ist es
windstill so dass der Staub in der Luft hängt und zwischen den Zähnen knirscht.
Zum Glück wohnen wir nicht gerade neben der Strasse...."


PS: Auf dem Foto ist die Küche des Pfarrers von Buen Destino abgebildet.

 

Rundbrief vom April 2007 (.pdf-Datei)

 

Nachrichten vom 11. Nov. 2006:

Heute haben sie in Riberalta drei Jahre Centro medico Cristo Rey gefeiert!
Seit einem Monat nun sind die neuen Krankenzimmer im Bau. Es fehlt noch Geld: gut 6000.- Franken. Köchlis bitten um Spenden mit dem Vermerk:  "Für neue Krankenzimmer in Riberalta" (Postkonto 85-733500-0,
Indicamino, 9430 St. Margrethen)*
Die Kinder und Christian und Tanja freuen sich auf den großen Heimaturlaub im kommenden Juli.
Für Spannungen in der Mision Evangelica Suiza in Riberalta, wie sie eben auch in einem christlichen Projekt vorkommen, bitten Köchlis um unsere Fürbitte.


*(Wir von der Kirchgemeinde Meilen und speziell der Ufwind unterstützen die Arbeit von Familie Köchli von Anfang an. Bitte, denkt auch an die private Unterstützung: Spenden ab Fr. 100.- sind im Kanton Zürich steuerabzugsberechtigt. Mehr dazu.
Anm.  des Webmasters)

aktuelle Baustelle in Riberalta

 

und aus dem e-Mail vom 13. September:

 

Christian Köchli schreibt:

wir planen im Juli 2007 für neun Monate in Heimataufenthalt zu kommen. Meine Eltern haben uns angeboten, in ihrem Haus zu wohnen. Sie würden dann eine Wohnung für sich suchen. Falls Ihr etwas hört von einer Wohnung mit einem vernünftigen Mietzins (für ein älteres Ehepaar, mit zwei Katzen, Nichtraucher) benachrichtigt doch meine Eltern bitte.
Ansonsten geht es uns gut. Die Familie ist wohlauf. Wir haben die heisseste Jahreszeit und sind deshalb meistens am Schwitzen. Wir leben wieder unter einer Rauchglocke, und manchmal hat man das Gefühl, der Nachbar rauche gerade einen riesigen Stumpen, und manchmal regnet es auch Asche. Die letzten paar Wochen hatte ich viel Arbeit mit den Kranken, vermutlich nimmt das nun ein bisschen ab, da die Bauern ihre Felder herrichten müssen. So haben sie keine Zeit, um krank zu sein. Im November fängt der Bibelkurs an.
Dies ist auch immer ein Gebetsanliegen, dass alles gut über die Bühne geht.
Das Projekt für die neuen Häuser für die Kranken haben wir immer noch nicht beginnen können, da der Kostenvoranschlag viel höher ausfiel, als wir es geplant haben. Im Oktober wird der Entscheid gefällt, wann und wie gebaut werden soll. Eigentlich wäre es gut gewesen,von der Planung unseres Heimataufenthaltes her, wenn der Bau zügig vonstatten gegangen wäre. So lernt man immer wieder auf Gott vertrauen und abwarten bis er die Sache nach seinem Willen führt.

 

 

Indicamino teilt uns mit: Änderung Postkonten für Spenden !

 

Spenden für den Centro de Salud Cristo Rey und für Christian und Tanja Köchli können einbezahlt werden neu auf zwei verschiedene Postkonten:  

 

Steuerabzugsberechtigte Spenden:

85-733500-0

Indicamino

«Ausbildung und Soziale Hilfe»

9430 St. Margrethen

Vermerk: Für die Arbeit von Fam. Köchli

Spenden ab Fr. 100.-/Jahr  sind im Kanton Zürich steuerabzugsberechtigt !

 

Nicht steuerabzugsberechtigte Spenden:

90-13366-5

Indicamino

«Bibelschulen und Gemeindebau»

9430 St. Margrethen

Vermerk: Für die Arbeit von Fam. Köchli
 

 

Das Neuste von Familie Christian und Tanja Köchli in Riberalta, Bolivien

 

e-Mail vom 23. März 2006

 

Erstmals vielen herzlichen Dank für die verschiedenen Kollekten die für uns gesammelt wurden.
Der Grund, warum ich das erst jetzt verdanke, ist der Regen. Wir haben erst kürzlich die Post bekommen,
die seit Mitte Januar in La Paz gestapelt wurde, weil die Strasse nicht mehr passierbar war. Da die Regenzeit langsam
zu Ende geht und die Regenfälle nicht mehr so heftig sind, sind wir nicht mehr so vom Hochland abgeschnitten.
Die Lebensmittelpreise sinken auch wieder.

Unsere Gebetsanliegen:

Die Bibelschüler sind wieder nach Hause gereist. Nun sollen sie sich im Alltag in ihren Dörfern bewähren.

Durch den vielen Regen hat es in verschiedenen  Indianerdörfern Überschwemmungen gegeben.
Daß wir wissen, wie wir am besten helfen können.

Ich habe ein Projekt dem Koordinationsrat der Mision vorgelegt, welches den Bau von neuen Unterkünften für die Kranken beinhaltet.
Mein Gebetsanliegen in dieser Sache ist, daß es auch wirklich den Kranken dient und sie es auch nutzen.

Die Adoption von Allison ist noch immer nicht abgeschlossen. Der Anwalt in Cochabamba verreiste im vergangenen Jahr für
längere Zeit, ohne uns vorher die nötigen Papiere zu senden. Jetzt haben wir alles hier und wir können den Prozeß hier beginnen.
Der Anwalt, den wir hier damit beauftragt haben, meinte, daß es bis im Juni abgeschlossen sei. Wir werden sehen.

Unsere Familiensituation mit Allison: Sie ist eine starke Persönlichkeit. Lisa und sie haben es bis jetzt immer gut zusammen
gehabt.

Centro Medico: wir haben den Staatslohn für den Doktor im November bekommen.
Nun sollten wir noch für drei Krankenschwestern und eine Laborantin den Lohn bekommen, was ziemlich schwierig sein wird
und vermutlich lange dauern wird. Zum Danken: Das Team ist motiviert und arbeitet gut zusammen.
Am Morgen kommt jeweils ein Pfarrer und hält eine kurze Andacht für die Patienten und das Personal.

 

 

Rundbrief vom Januar 2006

Liebe Freunde

Schon ist wieder ein turbulentes Jahr vorbei. Wir danken Euch allen ganz herzlich. Ihr habt uns durch Eure Unterstützung, sei sie finanziell, durch Briefe und Pakete oder einfach durchs Gebet, erfreut und ermutigt. Für das neue Jahr wünschen wir Euch alles Gute und Gottes Segen. Bitte entschuldigt, wenn wir nicht alle Eure Mails und Briefe innert nützlicher Frist und persönlich beantworten! Wir würden das zwar gerne tun, denn wir schätzen Eure Post, doch oft fehlt uns schlicht die Zeit. Warum, wird Euch dieser Rundbrief vielleicht ein bißchen zeigen.

Familie
Ich bin hauptsächlich mit Familie und Haushalt beschäftigt. „Wie hältst Du das bloß aus, 24 Stunden am Tag?“ fragt mich Christian manchmal. Ja, die Kinder fordern mich sehr, doch wir sind dankbar, daß es Ihnen gut geht und freuen uns über die vielen schönen und lustigen Stunden, die wir zusammen erleben dürfen.
Lisa, unsere Kleinste, ist nun voll ins Trotzalter gerutscht. Sie ist gleichzeitig unausstehlich und auch total süß. Sie spricht allen alles nach, was natürlich sämtliche Familienmitglieder dazu verleitet, sie als Papagei zu missbrauchen, nur um zu hören, wie die eigenen Worte aus Lisas Mund ertönen. Allison ist sehr abhängig von Lisa, sie sucht sie sofort, wenn sie mal nicht da ist. Lisa ist, obwohl ein halbes Jahr jünger, ihr großes Vorbild. Sie haben eine interessante Beziehung, die beiden. Allison möchte Lisa oft bemuttern, sie versucht zum Beispiel, sie zu kämmen, anzuziehen oder zu wickeln. Lisa akzeptiert das manchmal, manchmal aber auch nicht. Auf der anderen Seite läßt sich Allison nur zu gerne von Lisa zu Unsinn verleiten. Auch sie hat begonnen, zu sprechen, doch fallen ihr die ungewohnten deutschen Laute noch schwer.
Rivka eifert sehr ihrer älteren Schwester Dina nach. Die beiden nehmen seit sieben Wochen jeweils am Morgen am Kinderprogramm des Bibelkurses teil. Zusammen mit 30 Indianerkindern eine Geschichte zu hören, zu singen und zu basteln, alles in spanisch, fordert die beiden schon. Vor allem Rivka ist oft ziemlich müde und gereizt, wenn sie nach Hause kommt. Sie machen aber eindeutig Fortschritte im Spanischen. Sie singen zuhause die gelernten Lieder aus vollem Halse und sprechen nun manchmal spanisch, wenn sie zusammen spielen.
Jonin und Noomi sind meine großen Haushaltshilfen. Die beiden sind große Klasse im Abwaschen, Betten machen und Badezimmer putzen. Noomi hat sich mit einem bolivianischen Jungen angefreundet, der nur während des Bibelkurses hier lebt. Sie und Chelo, so heißt der Junge, können stundenlang zusammen mit den Legos spielen. Heute Morgen haben die beiden meinen Haushalt geschmissen. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als Chelo auf Noomis Befehl hin, Wäsche gefaltet, den Komposteimer geleert und abgetrocknet hat. Dafür hat Noomi ihm nachher Flötenunterricht erteilt.

Krankenarbeit
Die Krankenarbeit ist hauptsächlich Christians Zeitvertreib. Im Moment hat er, zum üblichen Pensum im Krankenzimmer auf der Missionsstation und im Gesundheitszentrum, abends eine Sprechstunde für die Studenten des Bibelkurses und ihre Familien. Viele der Studenten kommen aus der Nähe von St. Cruz, einer modernen Stadt, wo es die besten Ärzte in Bolivien gibt. So können wir ihnen hier im medizinischen Bereich nicht wirklich viel bieten. Einige sind trotzdem dankbar, daß sie medizinischen Rat einholen können, andere sind unzufrieden, wenn die angebotenen Therapie nicht ihren Vorstellungen entspricht, doch mit unzufriedenen Patienten müssen ja auch die meisten Ärzte leben lernen.

Gipfeltreffen
Warum Christian immer wieder soviel Zeit braucht, um seine Patienten zu organisieren, habe ich kürzlich erfahren, als ein Chacobo-Indianer in seinem Dorf weitab von der Zivilisation von einem Baum fiel. Das Erlebte erinnerte mich an eine Geschichte von Ephraim Kishon, die „Gipfeltreffen mit Hindernissen“ heißt. Vielleicht kennen sie einige von Euch. Kishon versuchte, einen Klempner und einen Maurer dazu zu bewegen, sich in seiner Wohnung zu treffen. Ich versuchte, einen Piloten und einen Stammeshäuptling dazu zu bewegen, sich auf dem Flugplatz zu treffen. Es war ähnlich kompliziert. Doch nun der Reihe nach.

Der Schwerverletzte lag also im Busch und wartete darauf, von einem Flugzeug abgeholt und nach Riberalta transportiert zu werden. Per Funk informierte man Christian und bat ihn, den Flug zu organisieren. Dummerweise waren an jenem Samstag Morgen gerade alle Piloten abwesend. Christian mußte mit einem anderen Patienten in die Stadt und bat mich, die Angelegenheit zu übernehmen. Wenn sich ein Pilot melde, dann müsse ich einfach bei der Indianerorganisation anrufen, den Häuptling der Chacobo verlangen und ihn zum Flugplatz schicken, denn der wolle unbedingt mitfliegen, um den Patienten abzuholen. Das tönte einfach, ich glaubte, das bewältigen zu können. Einigermassen zuversichtlich hob ich also den Hörer ab, als das Telefon tatsächlich klingelte. Ein Pilot meldete sich und fragte, ob wir immer noch einen Flug bräuchten und wenn ja, ob er sofort abfliegen solle. Ja, wir bräuchten einen Flug, versicherte ich, doch mit dem Abfliegen solle er bitte warten, bis der Häuptling am Flugplatz sei. Ich solle ihn doch bitte zurückrufen, wenn ich wisse, wann er fliegen solle, bat der nette Pilot. Kein Problem, meinte ich. Ich rief die Indianerorganisation an und verlangte nach dem Häuptling der Chacobo. Der sei nicht da, aber man würde ihn suchen und dann zurückrufen, versprach man mir. Ich wartete. Eine Viertelstunde später klingelte das Telefon und die Sekretärin der Indianerorganisation war am Apparat. Ich könne nun mit dem Häuptling der Araona sprechen, er sei doch da. Ich konnte gerade noch ins Telefon brüllen, bevor ich verbunden wurde, daß ich nicht mit dem Häuptling der Araona, sondern mit dem der Chacobo telefonieren wolle. Oh, das sei ihr neu, meinte die Sekretärin höflich, dann wolle sie halt den suchen gehen und dann wieder anrufen. Ja, bitte, meinte ich. Der Patient im Busch begann mir Leid zu tun. Schon klingelte das Telefon wieder. Der Pilot fragte nach, ob ich ihn vergessen hätte. Keineswegs, versicherte ich, doch der Häuptling wolle sich nicht finden lassen. Ich bat um Geduld. Kaum hatte ich aufgelegt, kam ein neuer Anruf. Die Indianerorganisation konnte den Chacobo-Häuptling weder in ihren Räumen noch in seinem Haus finden. Ich war ratlos.

Gott sei Dank, Christian kam nach Hause. Mutlos wollte ich ihm erzählen, dass ich den ganzen Morgen erfolglos am Telefon verbracht hätte. Doch er winkte ab, sagte nur: „Ich weiß, ich weiß!“ und ging ans Telefon, das gerade klingelte. Es muß der Pilot gewesen sein, denn Christian sagte ihm, er könne gleich fliegen, der Häuptling sei unterwegs. Ich war ein einziges großes Fragezeichen. Christian zuckte die Schultern und meinte nur, er habe halt den richtigen Häuptling in der Stadt getroffen, wo er schon unterwegs zum Flugplatz gewesen sei. Kurze Zeit später hörten wir ein Flugzeug starten. Ein paar Stunden später meldete man uns, der Patient sei gelandet und müsse abgeholt werden. Gespannt wartete ich auf die Rückkehr von Christian vom Flugplatz und Spital. „Wie geht es dem Patienten?“ war meine erste Frage. Gut sagte Christian, er sei hier auf der Missionsstation. Auf meinen ungläubigen Blick hin, meinte er gelassen: „Er hat nur das Handgelenk gebrochen.“ Wer hatte eigentlich gesagt, er sei schwer verletzt? - „Wie hältst Du das bloß aus jeden Tag?“ seufzte ich.

Politik
Am 18. Dezember haben die Bolivianer einen neuen Präsidenten gewählt. Vielleicht habt Ihr davon gehört. Der Wahlsieg Evo Morales, eines Indio-Aktivisten und früheren Kokabauern, hat historische Ausmaße. Er ist der erste Abkömmling der Ureinwohner, die in Bolivien die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen, der in das höchste Amt im Staat aufsteigt. Evo Morales ist ein Hoffnungsträger für viele der armen Einwohner Boliviens. Er macht auch entsprechend viele Versprechungen, redet von einem Wandel, einem Richtungswechsel, den er herbeiführen will. Ob sich in Bolivien jedoch etwas ändern und ob sich längerfristig, nach dem Sturz von Sanchez de Lozada im Oktober 2003 und zwei Übergangspräsidenten, mehr Stabilität einstellen wird, wird sich zeigen. Es wäre der armen Bevölkerung Boliviens mehr als zu gönnen, daß sich ihre wirtschaftliche Lage verbessert und daß auch ihre Stimme gehört wird. Hier im Tiefland von Bolivien, wo wir leben, merken wir oft nichts von den Unruhen im Land. Wie sich der neue Präsident, ein Sozialist und Freund von Hugo Chavez in Venezuela und Fidel Castro in Kuba, zu kirchlichen Institutionen und zu Missionsgesellschaften stellen wird, auch das wird sich zeigen müssen. Inzwischen versuchen wir, für die Indianer im Amazonas-Gebiet da zu sein, wenn sie krank sind. Ansonsten harren wir der Dinge, die da kommen!

Mit lieben Grüssen
Christian und Tanja Köchli

 

Oktober 2005

Liebe Freunde

Der Winter, der uns etwas Abkühlung brachte, ist schon wieder vorbei. Der Frühling hat Einzug gehalten, das merkt man daran, dass die Blumen blühen, die Bäume grünen und die Südwinde uns nicht mehr ganz so oft und stark mit kühler Luft verwöhnen. Den September verbrachten wir unter einer Rauchdecke. In dieser Zeit brennen die Einheimischen den Urwald nieder, um Ackerland zu gewinnen. Vor lauter Rauch sieht man dann die Sonne oft nicht, er regnet Asche und man hustet und prustet. Es ist, wie wenn jemand eine über-dimensionale Zigarre angezündet hätte. Der Winter war dieses Jahr sehr trocken und so wurden die ersten Regenfälle vor ein paar Wochen dankbar begrüßt. Vor allem auch, weil bei ein paar Bauern ein bißchen mehr abbrannten, als nur das geplante Ackerfeld.

Sanitäterkurs
Aus Personal- und Zeitmangel lag die Dorfgesundheitsarbeit während den letzten zwei Jahren brach. Da uns aber auch dieser Zweig der Krankenarbeit in Riberalta am Herzen liegt, beschlossen wir, den Einstieg mit einem zweiwöchigen Auffrischungskurs für bereits ausgebildete, aktive Sanitäter zu wagen. Da es unser erster Kurs war, war er für uns voller Überraschungen.
Wie im letzten Rundbrief erwähnt, verteilte die Indianerorganisation also 19 Einladungen. Bis zur Anmeldefrist ging dann eine Anmeldung ein, bis zu Kursbeginn folgten drei weitere. Trotzdem erstellten wir Stundenpläne und luden Dozenten ein.
Obwohl wir nicht mit der gesamten Familie zur Eröffnung des Kurses erschienen, waren wir weit in der Überzahl, denn es kamen zwei Dozenten und ein Kursteilnehmer. Wie sollte es nun weitergehen? Wir vertagten den Kursbeginn um 24 Stunden, und siehe da, nach und nach trudelten weitere Sanitäter ein. Das Benzin sei knapp, und zu Fuß hätte man eben länger für den Weg, war die einmütige Erklärung. Damit hatten wir mobilisationsverwöhnten Europäer natürlich nicht gerechnet. Aus einem Dorf kamen dann sogar zwei Sanitäterinnen, von denen jede behauptete, sie sei die offizielle und ausgebildete. Am Ende der ersten Kurswoche erschienen dann auch die letzten zwei Kursteilnehmer, und wir konnten mit 14 Sanitätern aus drei ethnischen Gruppen in die zweite Woche starten.
Die Krankenschwestern und Ärzte aus dem Gesundheitszentrum „Cristo Rey“ unterrichteten mit viel Engagement. So repetierten die Teilnehmer in zwei Wochen das Wichtigste über Hygiene, Medikamenten- und Krankheitslehre. Doch es blieb auch Zeit, um Erfahrungen auszutauschen und über Probleme zu reden. Vielen Sanitätern fehlt die Unterstützung durch die Dorfbewohner, die die Medikamente nicht bezahlen, aber doch eine medizinische Betreuung möchten. Da man in dieser Kultur einem Stammesangehörigen kaum einen Wunsch abschlagen kann, den Sanitätern aber selber das nötige Kleingeld fehlt, um allen Dorfbewohnern die Medikamente gratis abzugeben, kaufen viele Sanitäter gar keine Medikamente mehr ein und stellen schließlich ihre Arbeit ganz ein. Das ist ein großer Verlust für die ganze Dorfbevölkerung, und doch scheint dieses Problem kaum lösbar zu sein. Um den Kursteilnehmern einen neuen Einstieg zu ermöglichen, beschlossen wir, jedem zum Kursabschluß ein Medikamentenpaket zu schenken und einmal mehr einen ermahnenden Brief an die Dorfältesten mitzugeben. Dies wird jedoch keine langfristige Lösung sein.
Wir waren sehr dankbar, daß zwei unserer einheimischen Mitarbeiter selbständig für das leibliche Wohl der Kursteilnehmer sorgten. Sie ersparten uns so einiges an Kopfzerbrechen, weil es uns beiden in der bolivianischen Küche unerfahrenen Schweizern einfach nicht gelang, einen vernünftigen Menuplan zusammenzustellen. Auch für das geistliche Wohl war ein einheimischer Mitarbeiter zuständig. Er verstand es, die Sanitäter mit viel Einfühlungsvermögen durch tägliche Andachten zu ermutigen.

Leben in Bolivien
Es beeindruckt uns immer wieder, wie gelassen und flexibel die Bolivianer sind. Sie verstehen es, mit den Widerwärtigkeiten, die das Leben in Riberalta mit sich bringt, umzugehen. Wenn meine Hausangestellten zum Beispiel nicht zur Arbeit erscheinen, dann kann das viele Gründe haben. Wir denken dann immer gleich, sie seien krank, aber das ist nur in den wenigsten Fällen die Erklärung. So staunen wir dann jeweils, was einem hier alles so zustoßen und von der Arbeit abhalten kann.
Da kann es also sein, daß einem das Gas zum Kochen ausgeht. Da Gas in Flaschen in Riberalta komischerweise knapp ist (Das Land besitzt riesige Erdgasvorkommen.), bilden sich lange Schlangen vor den Gasverkaufsstellen. Man muß stundenlang anstehen, um zu einer neuen Gasflasche zu kommen. Wenn man dummerweise bis Ladenschluß nicht bis nach vorne durchdringt, muß man die Nacht zusammen mit seiner leeren Gasflasche vor dem Laden verbringen. Ginge man mit Flasche nach Hause, müßte man am nächsten Morgen mit Anstehen wieder ganz hinten beginnen. Ginge man ohne Flasche nach Hause, würde sie also sozusagen als Platzhalter stehen lassen, würde sie geklaut und man müßte sich nicht mehr ums Anstehen kümmern. Kein Wunder also, daß man nach so einer Nacht am nächsten Tag nicht zur Arbeit kommen kann.
Dann kann es auch einfach sein, daß der Ehemann, der als Tagelöhner arbeitet, gerade eine Stelle irgendwo im Busch auf einer Farm hat. Natürlich wünscht er sich, daß seine Ehefrau ihn begleitet, um ihn zu bekochen, seine Wäsche zu waschen und ihm Gesellschaft zu leisten. Geht die Arbeit auf der Farm nach einer Woche oder so aus, kehren dann beide wieder nach Riberalta zurück.
Traurig machte mich kürzlich die folgende Arbeitsausfallgeschichte: „Ich ging heute Morgen früh mit unserem Fahrrad zum Markt, um einzukaufen. Als ich aus dem Markt herauskam, war mein Fahrrad weg. Es wurde gestohlen, ich habe es überall gesucht, aber nicht mehr gefunden. Es ist sehr wertvoll für uns, denn mein Arbeitsweg ist weit. Wenn ich zu Fuß gehe, verliere ich viel Zeit, und ein Taxi können wir uns nicht leisten. Ich habe den ganzen Morgen über den Verlust geweint, doch nun geht es mir wieder gut und darum bin ich doch noch zur Arbeit gekommen.“
Der weitaus häufigste Grund, nicht zur Arbeit zu kommen, ist aber der Regen. Wenn es in Riberalta regnet, dann geht man nicht mehr aus dem Haus, Termine hin oder her. Die können warten, bis der Regen aufgehört hat.

Familie
Wir sind im Juli nicht wie geplant nach Cochabamba gereist, um Allison zu adoptieren. Unser Anwalt und die Sozialarbeiterin des Kinderheims, in dem Allison lebte, besuchten uns im Mai. Die Richterin in Cochabamba schickte sie aus, Berichte über unsere Wohnsituation und Allisons Befinden einzuholen. Sie sprachen bei dieser Gelegenheit auch mit dem Jugendamt. Dieses erklärte sich bereit, die Adoption hier in Riberalta durchzuführen. Wir entschieden uns, hierzubleiben und es auf einen Versuch ankommen zu lassen, da weite Reisen für uns eher unbequem sind. Nun warten wir immer noch darauf, daß die Papiere aus Cochabamba, die bestätigen, daß Allison nun definitiv unsere Pflegetochter ist, hier ankommen. Dann können wir das Verfahren hier einreichen. Gut Ding will Weile haben!

Mit ganz lieben Grüssen aus Riberalta
Christian und Tanja Köchli
 

Ufwind - Gemeindeaufbau der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Meilen

 

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