Salomos Traum - Du hast einen Wunsch frei!

Konfirmation in Niederweningen am 23. August 2020
Pfr. Mathias Rissi

 

Der junge König Salomo geht nach Gibeon und opfert eine gewaltig großes Opfer für Gott.
In Gibeon erschien der HERR dem Salomo nachts im Traum, und Gott sprach: Erbitte, was ich dir geben soll. Da sagte Salomo: Du hast deinem Diener David, meinem Vater, grosse Barmherzigkeit erwiesen, .... Und nun, HERR, mein Gott, hast du deinen Diener an Stelle Davids, meines Vaters, zum König gemacht, ich aber bin noch ein kleiner Junge, ich weiss nichts vom Ausrücken und vom Einrücken. Und dein Diener steht mitten in deinem Volk, das du erwählt hast, ein Volk, so gross, dass es nicht berechnet und gezählt werden kann.
So gib deinem Diener ein Herz, das hört, damit er deinem Volk Recht verschaffen und unterscheiden kann zwischen Gut und Böse. Denn wer könnte deinem Volk, das so gewaltig ist, Recht verschaffen?
Und dass Salomo eben darum gebeten hatte, war gut in den Augen des HERRN. Und Gott sprach zu ihm: Weil du eben darum gebeten hast und weil du nicht für dich um langes Leben gebeten hast und auch nicht um Reichtum für dich gebeten hast und auch nicht um den Tod deiner Feinde gebeten hast, sondern um Einsicht, damit du dem Recht gehorchen kannst, sieh, deshalb handle ich nach deinen Worten: Sieh, ich gebe dir ein weises und verständiges Herz, so daß keiner wie du vor dir gewesen ist und keiner wie du nach dir auftreten wird. Und ich gebe dir auch, was du nicht erbeten hast: Sowohl Reichtum als auch Ehre, so daß keiner wie du unter den Königen ist, solange du lebst. … Und Salomo erwachte, und sieh, es war ein Traum gewesen.  1. Könige 3,4-15

 

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden
Liebe Eltern, Paten, Familienangehörige und Freunde

Wie in einem Märchen wird der junge König Salomo im Traum gefragt: »Erbitte was ich dir geben soll.« - Diese Fee sollte einmal bei mir vorbeikommen. Ich wüßte schon, worum ich Sie bitten würde. In der Bibel bekommt König Salomo nur einen Wunsch. In den Märchen gewährt die Fee jeweils drei Wünsche. Als Kind habe ich das Spiel jeweils weiter getrieben und mir gedacht: als dritter Wunsch wünsche ich mir drei neue Wünsche. Dann würden die Wunschträume nie ausgehen.

Aber wissen wir wirklich, was gut ist für uns? Lehren uns nicht die Märchen, daß die Glücklichen eine unglückliche Wahl trafen. Mit viel Glück konnten sie mit dem letzten Wunsch das angerichtete Unheil gerade noch rückgängig machen. Die neueste Version dieses alten Themas traf ich in einem Witz an der Goldenen Hochzeit eines Paares beide um die 75 kommt eine Fee zum man was wünscht du dir? Er seufzt: ich wünsche mir, daß meine Frau 30 Jahre jünger als ich. Und pling ist er 105.

Was wünschst du dir zur Konfirmation? So wurden Generationen bis heute gefragt. Natürlich geht es um Wünsche, die man mit Geld erfüllen kann. Aber auch andere Wünsche schwingen an der Schwelle zum selbständigen Leben mit. Da gilt es zu unterscheiden zwischen »must« oder »nice to have«. Wir haben die Wünsche der Jugendlichen gehört da ist viel von Gesundheit, Freundschaft, Geborgenheit in der Familie zu hören. Gerade die Seuchenzeit hat diesen Anliegen wieder neu Gewicht gegeben.

Ja, in den vergangenen 15 Jahren da haben die Eltern und Paten die Wünsche der Kinder mitgetragen.  Sie haben gehofft und gefördert, daß alles gut kommt. Dann wurden die Wünsche der Jugendlichen immer wichtiger. Der Drang nach Freiheit. Ich kann mir gut vorstellen, daß in der einen oder andern Familie die Eltern am Wochenende erst einschlafen konnten, wenn die Wohnungstür frühmorgens ins Schloß fiel. Gott sei Dank er, sie ist wieder daheim.

Heute feiern wir die Konfirmation. Das ist zwar keine Königskrönung, aber immerhin. Es ist ein Anfang – wie beim jungen König, der sein Leben jetzt in Verantwortung anpacken soll. Und da hat er im Traum einen Wunsch von Gott frei. Was würde näher liegen als Macht, Reichtum, Erfolg zu wünschen. Bei unseren Konfirmandinnen und Konfirmanden sind es auch Wünsche um gutes Gelingen in Ausbildung und Beruf und im Freundeskreis und in der Familie. Daneben gibt es auch ganz große Wunschträume: Daß die Menschen ihre globalen Probleme besser in den Griff kriegen: die Erderwärmung, das Unrecht und die Gewalt. Und wir alle werden uns wohl wünschen, daß das mit der Seuche ein gutes möglichst rasches Ende nehme. Es gibt so vieles, das angepackt werden will und soll. Da scheint es dringend nötig, daß wir uns nicht in den Träumen verlieren, sondern an den Wunsch Salomons zu denken. Salomo wünscht sich nämlich ein verständiges Herz. Herz und Verstand gehört zusammen. Auch dies haben uns die vergangenen Monate gelehrt. Wir dürfen nicht naiv in den Tag hinein leben, sondern das Herz und die Ethik müssen sich melden. Es ist eine Gottesgabe, wenn ein Mensch ein verständiges Herz hat. Sonst da liegt er immer wieder der Gefahr ein kurzsichtiger, egoistischer Mensch zu sein. Im Traum Salomons findet Gott Salomos Wunsch gut. Und darüber hinaus verspricht er, Salomo alles das zu schenken, worum er nicht gebeten hat. Salomo muß tatsächlich sehr erfolgreich und reich gewesen sein, wie die archäologischen Ausgrabungen seiner Paläste und Festungen gezeigt haben.

Gleich im Anschluß an den Traum bewährt sich Salomons Weisheiten erstes Mal. In der bekannten Geschichte wo er als Richter den Streit zweier Frauen schlichten muß beide bringen ein Neugeborenes mit zu ihm. Eins lebt, das andere ist tot. Beide Frauen behaupten die Mutter des lebenden Säuglings zu sein. Salomo befiehlt der Wache, das lebende Kind mit dem Schwert zu halbieren, da er nicht feststellen könnte welche wirklich die Mutter sei. Da schreit die eine Frau auf und gibt nach. Du ist Zahlung sicher. Er spricht ihr das Kind zu. So erging es Salomo – und solchen Segen wünsche auch ich euch von Herzen. Aber wir sind nicht Salomo. Auch wir erwachen am Morgen und merken, es ist nur ein Traum gewesen. Bleiben uns mehr als fromme Wünsche? 

An dieser Stelle komme ich mit König Salomo an der Konfirmation nicht mehr weiter.
Das heißt ja daß vor und nach Salomon nie jemand soviel empfangen hat, wie er. Da mußte ich in der Bibel weiter suchen. Ich stieß nochmals auf einen, der wie Salomo Sohn Davids und König genannt wurde: Jesus Christus. Auch Jesus hat ein verständiges Herz. Ihr Konfirmanden erinnert euch sicher an jene starke Geschichte: Die Schriftgelehrten bringen eine Frau zu Jesus. Sie wurde beim Ehebruch frisch ertappt. Wir müssen sie steinigen. So verlangt es das Gesetz des Moses. Aber Jesus schweigt. Würde eher für die Frau Partei ergreifen, dann könnten sie ihn gleich als Gotteslästerer und Gesetzesbrecher bloßstellen. Würde eher die Frau verurteilen, so wären seine Anhänger verzweifelt. Hatten sie doch bei Jesus den verständigen liebevollen Gott kennengelernt. Aber Jesus macht weder das eine noch das andere. Er sagt schließlich: wer unter euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein. Und beschämt schleichen sich die Ankläger davon.

Diese Geschichte zeigt es: diese Liebe hat Gott viel gekostet. Die Menschen haben diesen Jesus nicht ausgehalten, weil er sie zugleich immer auch an ihre Not und Schuld erinnerte. Jesus hat am Kreuz sterben müssen, weil er in diesem Punkt nicht nachgeben konnte: daß er ein verständiges Herz hat und die Menschen liebt. Er hat das nicht nur den Menschen damals gegeben. Als der Auferstandene kommt auch zu uns und bietet uns viel mehr, als nur einen Wunsch, wenn er sagt: Bittet, so wird euch gegeben! Suchet, so werdet ihr finden! Klopfet an, so wird euch aufgetan!
Dem Auferstandenen auf der Spur bleiben, das wünsche ich euch.
Wie Lied, das der Kürzung zum Opfer gefallen ist, immerhin steht es auf dem Gottesdienstblatt: Wir wolln uns gerne wagen!

Daß ihr mit frischem Mut und voller Zuversicht und fröhlich die Herausforderungen anpackt, die vor euch liegen. Daß ihr in Liebe verbunden bleibt mit euren Familien und Freunden. Und daß ihr, wie es in der dritten Strophe heißt: zufrieden seid, das heißt »de Fride händ« habt durch Jesus Christus, der euch begleitet und an euch glaubt.

Amen

Pfr. Mathias Rissi

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