Ufwindgottesdienst am 14. Mai 2011 

Sonntag, 15. Mai

Gottesdienste in Meilen  -  Pfr. Mathias Rissi  Apg 4,12

 

Jesus Christus ist der Stein, der von euch Bauleuten verschmäht wurde und zum Eckstein geworden ist. Und in keinem anderen ist das Heil; denn uns Menschen ist kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen.               Apostelgeschichte 4,12

 

 

Liebe Gemeinde

 

Wir alle tragen einen Vornamen. Der Familienname ist vorgegeben, aber den Vornamen haben die Eltern mit Bedacht ausgewählt. Auch bei unsern Täuflingen heute Morgen. Coralie hat einen Wohlklang und bedeutet Perle und Tobias war in der Bibel ein ganz treuer Mensch, der allen Widerständen zum Trotz an der Verheißung festhält und schließlich zum Ziel kommt. Es gibt Namen, die haben einen tieferen Sinn und einen schönen Klang. Das trifft auch bei Jesu Namen zu. Der war bekanntlich vorbestimmt. Jesus hatte einen sehr beliebten und sehr verbreiteten Namen. Viele Buben und Männer hießen damals so. Man mußte einen Zusatznamen anfügen, zum Beispiel Jesus von Nazareth oder Jesus Barabbas. So standen damals vor Pilatus zwei Jesusse zur Auswahl und Pilatus hat die Menschenmenge am Karfreitag gefragt: „Welchen wollt ihr, den Jesus von Nazareth oder den Jesus Barabbas?“ Was bedeutet denn „Jesus“? Warum war der Name so beliebt? Jesus heißt: Jahwe (das ist der Name Gottes) hilft, Jahwe rettet, Gott rettet - das heißt dieser Name. Jesus, Jeshua, Joshua, all diese Namen haben genau diese Bedeutung - Gott rettet. Und jetzt hat Pilatus gefragt - ich habe vor ein paar Wochen darüber gepredigt: Welchen wollt ihr? Auf welche Weise soll Gott euch retten: mit dem Jesus Barabbas, dem Widerstandskämpfer, der sich mit Gewalt der Besatzungsmacht widersetzt, oder wollt ihr den Jesus von Nazareth, das ist der mit der Dornenkrone - wollt ihr, daß Gott euch so rettet und hilft?

Und nun also kommt diese skandalöse Aussage in der Apostel-Geschichte 4,12: Es ist in keinem anderen das Heil, denn uns Menschen ist kein anderer Namen unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen. Das klingt recht intolerant, darum sprechen wir lieber nicht laut davon. Das überlassen wir lieber andern, etwa jenem islamistischen Oberleutnant, der nicht mehr Oberleutnant in der Armee sein darf, weil er bekennt: „Die Scharia steht über den schweizerischen Gesetzen.“ So etwas geht natürlich nicht. Aber zu seiner Verteidigung meinte er in einem Interview: „Das ist doch bei den andern Religionen genau gleich. Wenn jemand richtig glaubt, dann hat Gottes Position erste Priorität, dann hat sein Wort, oberste Autorität.“ Und wir schütteln dann den Kopf. Wie kann man nur so intolerant sein, wie dieser islamistische radikale Oberleutnant. Aber dann erinnern wir uns an das Wort von Jesus in Johannes 14,6: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater ausser durch mich. Das klingt doch auch schrecklich exklusiv und wir möchten niemandem zu nahe treten. Anderseits  ist Jesus das Zentrum des christlichen Glaubens. Und unser Predigtwort betont: … uns Menschen ist kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen.

Ich bin überzeugt, daß es schon einen Unterschied gibt zwischen dem Muslim, der sich zu Allah, und dem Christen, der sich zu Jesus Christus hält. Ein Unterschied besteht darin, daß der Muslim an den Koran glaubt, daß er den Koran eins zu eins nimmt, er darf nicht interpretieren. Wenn dann irgendein Idiot in den USA einen Koran verbrennen will, so läuft die ganz muslimische Welt Amok. Wir Christen glauben nicht an die Bibel, sondern an den Herrn, der über der Bibel steht, der in der Bibel bezeugt wird. Wir glauben an Jesus Christus. Und Jesus Christus begegnet uns anders, als Gott dem Muslim begegnet. Aber trotzdem: es fällt uns nicht leicht, diese Aussagen „fadegrad“ hinüber zu bringen. Wir halten es eher wie Rumpelstilzchen, das abgewandelt sagen würde: „Ach wie gut daß niemand weiß, daß mein Heiland Jesus heißt.“

 

Ist es nicht so: Es ist viel einfacher über Gott zu reden als über Jesus?  Viel einfacher! In meiner Ausbildung in der Spitalseelsorge in den USA habe ich Menschen anderer Religionen besucht und manchmal, wenn sie es wünschten, auch gebetet – zu Gott gebetet, was ja sicher nicht falsch war. Aber der Hindu, der im Krankenbett lag, der hat gedacht: „Ja, jetzt redet der von Gott. Ach, der hat nur einen, ich habe dreißigtausend und kann wählen, welchem ich mich zuwende.“ Aber es geht um Gott. Und der Muslim, an dessen Krankenbett ich gebetet habe, hat gedacht: „Aha, er spricht von Gott. Er meint Allah.“ Und für ihn war alles in Ordnung. Und der Buddhist hat das Gebet vielleicht eher als eine Meditation angeschaut und gedacht: „Ach, der spricht jetzt von Gott. Ich brauche keine Götter, ich muß mit meinem Leben selber klar kommen. Aber ich weiß, was der Seelsorger meint.“

 

Aber Petrus, der spricht nicht von Gott. Er spricht allen Widerständen zum Trotz ungeniert von Jesus. Nicht von Gott, sondern von Jesus! Und da regt sich der Widerstand. Warum regt sich der Widerstand, wenn der Namen Jesus auf den Plan kommt? Der Widerstand regt sich, weil der Name Jesus ein Programm ist. Im Namen Jesus ist so viel gesagt: Gott rettet! Wir denken daran, wie Jesus den Menschen begegnet ist. Wie er Menschen gerufen hat aus ihrem Alltag und ihrem Leben einen neuen Sinn gegeben hat. Dem Zöllner, der die Menschen übers Ohr gehauen und nur seinen eigenen Vorteil im Kopf gehabt hat und deswegen verachtet wurde und einsam war – ihm hat er ein neues Leben geschenkt. Dem Kranken, hat er Heil und Heilung geschenkt. Am Kreuz hat er dem Schächer an seiner Seite das Paradies geschenkt. Im Namen von Jesus ist so viel gesagt:  daß er zur Versöhnung für uns starb; daß es kein Heil gibt, so wie es Heil bei ihm gibt. Der Name Jesus erinnert uns daran, daß wir ganz auf Gottes Gnade angewiesen sind. Ich kann mich nicht allein erlösen. Und da begreife ich, warum sich die Ungläubigen und warum sich die Frommen beim Tempel empören, wie so sie sich erregen. Dieser Jesus ist der Inbegriff des „Guten Hirten“, den wir vom Alten Testament kennen, der sein Leben für die Schafe läßt, der die Menschen führt, der sie zur Erholung, zur Ruhstatt am Wasser führt, der sie durch das Tal des Todes begleitet, der Auferstandene, der Leben schenkt!  Das  muß Widerstand erregen, weil es den Menschen sagt, du schaffst es nie im Leben selber – du bekommst es jedoch geschenkt. Du hast es nicht verdient, sondern du bekommst alles geschenkt. Alle Verheißung ist in diesem Namen zusammengefaßt. Jesus ist der größte Name.

Zur Zeit Jesu, vor zweitausend Jahren, trug ein anderer den größten Namen, Augustus, der Kaiser Augustus. Zu seiner Zeit hatte das römische Reich dreißig Jahre lang keinen Krieg zu führen. Sie konnten die Tore des Janustempels zumauern. Sie brauchten den Kriegsgott nicht mehr. Die ganze Welt gehorchte dem römischen Kaiser. Sein Name garantierte wirtschaftliche Blüte. Er war der Bezwinger der Welt. Hat den ganzen Mittelmeerraum der Hand Roms unterworfen. Das war damals der große Name.

Und jetzt daneben der andere Name: Jesus von Nazareth - das pure Gegenteil von der Größe des Augustus. Er hat niemanden bezwungen, er hat seinen Frieden niemandem aufgedrückt, er hat niemanden beherrscht, er ist Diener aller und der Schwächste von allen gewesen. Aber wir Christen, wir bekennen: er ist der Heiland der Welt! Heiland – griechisch: SWTHR  (Sotēr) – natürlich hat Augustus auch diesen Titel für sich beansprucht und sich als „Heiland“ feiern lassen. Aber Petrus läßt sich nicht beirren. Es ist ihm darum gegangen, das Zentrum des Glaubens in die Mitte zu rücken und den lebendigen Christus zu verkündigen. „Peinlich genug: ihr habt ihn gekreuzigt“, hat er den Leuten vorgeworfen. Ui, das haben sie nicht gerne gehört. Wer steht schon gerne dazu, einen kapitalen Fehler begangen zu haben. Ihr habt den Baustein verworfen. Christus ist aber nicht nur irgendein Baustein – er ist zum Eckstein geworden.

Was das ist, kennt jedes Kind von den Legobausteinen: Damit zwei Mauern im rechten Winkel aneinander gebaut werden können, braucht es die Ecksteine, die über die Ecke in beide Mauern hineinragen. Und so sagt Petrus, Jesus Christus sei der Eckstein des Glaubens. Er hält das ganze Gebäude zusammen.

Darum wollen wir unseren Kindern nicht einfach „Gott“ weitergeben, sondern den Namen Jesus weitergeben. Wir wollen nicht fragen, was die Leute hören wollen, wenn wir als Christen unterwegs sind im Leben. Es gibt schon genug Leute, die fragen,  was die Leute hören wollen, und den Leuten wird schön nach dem Mund geredet. Wir wollen ungeniert von Jesus Christus reden, weil wir das der Welt nicht schuldig bleiben dürfen. Obwohl wir wissen, daß sich an ihm die Geister scheiden. Denken wir an Paulus – er sagt in Römer 1,16 „Ich schäme mich des Evangeliums nicht. Da sind viele weise Leute, die wollen Philosophien hören, und viele gottesfürchtige Leute, denen kann es nicht genug heilig sein. Ich schäme mich des einfachen Evangeliums von Jesus Christus nicht.“ Auch Petrus hat keine Angst, frei heraus zu sprechen. Der Auferstandene steht hinter seinem Wort. Es kommt eben ganz darauf an, in welchem Namen mein Leben begründet ist. Es kommt darauf an, daß mein Name Mathias oder der Name Coralie oder der Name Tobias verbunden ist mit Jesus Christus, mit dem Auferstandenen. Er steht hinter mir, mein Leben ist in seiner Hand. Daran erinnert die Taufe.

Was ist in meiner Hand? Vielleicht einmal ein Pinsel, dann streiche ich etwas an. Ein Pinsel in der Hand von Picasso aber bedeutete millionenteure Kunstwerke. Es kommt darauf an, welche Hand den Pinsel führt. Ein Tennisschläger in meiner Hand – da würden sie alle lachen. Aber in der Hand von Nadal oder Djokovitch gibt das WTA-Punkte. Es kommt darauf an, in wessen Hand ein Tennisracket liegt. Wenn ich Geige spielen würde, dann würde sie einfach quiekende, kratzende Geräusche von sich geben. Aber in der Hand des Meisters, zum Beispiel Itzhak Perlman, da würde sie zauberhafte Klänge von sich geben. Es kommt darauf an, in wessen Hand etwas ist. Ein Fußball in meiner Hand ist Franken 49.90 wert. In der Hand von Alex Frei geht es bei den Transfers rasch um Millionensummen. Ein paar Nägel in meiner Hand, da würde man sagen: Der Pfarrer geht unter die Heimwerker. Aber die Nägel in der Hand von Jesus am Kreuz sie sagen: Rettung und Versöhnung für die ganze Welt – für alle Menschen. Es kommt darauf an, in wessen Hand etwas ist. Dein Leben und mein Leben in meiner oder deiner Hand - ist immer gut, schwierig, unsicher, glücklich, fragwürdig… Aber in der Hand Jesu Christi, ist es geliebt, gerettet und ausgerüstet mit Glauben, Hoffnung und Liebe jeden Tag.
Amen

Pfr. Mathias Rissi

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