Konfirmationsgottesdienst   13. Juni 2004  in  Meilen ZH

Hebräerbrief 6,19  -  Pfr. Mathias Rissi  Hebr 6,19  Heb 6:19

 

Bei seinem Wort haben wir sicheren Halt, und unsere Seele wirft ihren Anker, ihre Hoffnung in einen festen Grund.
 

Liebe Konfirmanden, liebe Eltern und Paten, Geschwister, Angehörige und Freunde: Liebe Gemeinde

Ein rechtes Schiff braucht einen Anker. Damit hat es Sicherheit und Halt.
Es kann vor Anker liegen und die Mannschaft weiß dann: «Jetzt sind wir sicher.» Wenn ein Sturm kommt und die Wellen hoch gehen – es kann dem Schiff nichts anhaben, es ist verbunden mit dem festen Grund!

Ich habe kürzlich von einer Umfrage in Deutschland gelesen, die ergab, daß 47% der Bevölkerung sich als "nicht religiös" bezeichneten. Und von einer andern Umfrage, daß 44% sich "mehr oder weniger unsicher" fühlten.
Merken Sie etwas? – Natürlich sind es verschiedene Umfragen und auch verschiedene befragte Personen. Aber ich bin überzeugt, daß beides miteinander zu tun hat: Wer nicht religiös ist, verläßt sich auf menschliche Kraft und Vernunft, auf die eigene und die von andern Menschen. Und wer religiös ist, hält sich an etwas fest, das von ihm unabhängig ist. Etwas, woran ich mich festhalten kann, wenn ich keinen Halt mehr habe, etwas das mich trägt, auch wenn der Boden unter den Füssen schwindet. Etwas, das mir Antworten gibt, wenn ich keine mehr weiß.

Wer das nicht hat, wer diese innere Sicherheit nicht hat, wird sich unsicher fühlen. Jeder Mensch braucht Sicherheit. Aber die äußere Sicherheit nimmt ab. Man kann sich auf viele Dinge nicht mehr so verlassen wie früher: auf sichere Arbeitsstellen, auf die Partnerschaft, die AHV, den Frieden. Terrorismus und Krieg waren bis vor kurzem weit weg.
Das Hauptproblem ist aber nicht die geschwundene äußere Sicherheit, sondern daß immer mehr Menschen die innere Sicherheit fehlt, um mit der äußeren Unsicherheit umzugehen. Das ist doch wirklich schlecht, wenn mein Gefühl von Sicherheit so sehr von der äußeren Situation abhängt! Daß sie sozusagen konjunkturabhängig ist!

Wir feiern heute Eure Konfirmation. Von der Bedeutung her – abzulesen am «firm» – ist das eine Festigung und Bekräftigung: Sich festmachen in dem Gott, der zu mir hält durch dick und dünn!

Das Symbol des Ankers hilft uns, das zu begreifen. Konfirmation das ist Verankerung in einem Grund, der hält.
Der deutsche Dichter Matthias Claudius – von ihm stammt das bekannte Abendlied «Der Mond ist aufgegangen» – er sagt: «Etwas Festes muß der Mensch haben, daran er zu Anker liege, etwas, das nicht von ihm abhängt, sondern davon er abhängt!»
Verankert sein heißt, festen Grund haben, und doch frei sein, festen Grund haben, auch wenn man ihn nicht sehen kann.

Schon in den Bildern der frühen Christenheit findet sich der Anker als Symbol. Auch in der Bibel kommt er öfter vor, so auch in unserem heutigen Predigtwort. Die Heilige Schrift kennt auch andere Bilder von dieser Verankerung; Glaube bedeutet, wie die Reben am Weinstock zu bleiben, wie ein Baum verwurzelt zu sein, das Haus des Lebens auf einen felsigen festen Untergrund zu bauen und nicht auf Sand!, Gott als Felsen unter den Füßen zu haben.

Bei Gott kann man das tatsächlich – weil Gott sich selber sozusagen in dieser Welt verankert hat. In Jesus Christus hat Gott selber sich verbunden mit uns Menschen. In seinen Worten und Taten hat er gezeigt, daß es ihm ganz ernst ist, daß er bei uns sein und uns die Treue halten und beistehen will. Ja, daß er auch nicht einen Bogen macht, wo es brenzlig wird. Es ist das Zentrum unseres Glaubens, daß Jesus Christus seine Liebe sogar im Leiden und Sterben bewährt hat - sozusagen in allen Wettern im Leben und auch im Sturm! Und weiter, daß er durch die Auferstehung ein neues Leben in unserer Welt fest eingeankert hat.

Daran wollten wir Euch erinnern als Eltern und Pfarrer, als Kirche: in der Familie, in der Kirche, im Unterricht: Daß Ihr einen festen Anker für Euer Leben findet und damit eine innere Sicherheit. Schon in der Taufe ist dieses Bekenntnis zu Gott geschehen, der JA zu uns sagt. Konfirmation bedeutet, selber dieses Ja zu finden, welches damals die Eltern und Paten gesagt haben.

Eine Sache muß jetzt aber auch gesagt werden. Es ist nicht gut, wenn ein Schiff an zu kurzer Leine gehalten wird: Ihr erinnert Euch gewiß an die zweitletzte Schleuse im Konfirmandenlager am letzten Abend. Da wäre fast ein Malheur passiert, als sich eine Leine verklemmte und das eine Boot mit etlicher Schlagseite an der Schleusenwand hing. Es ist damals ja alles noch mal gut gegangen – eines haben wir dabei gelernt: Um die Beweglichkeit zu erhalten, braucht es auch im Leben Freiheit und Spielraum! Liebe Eltern, nicht wahr, wir wissen das und erfahren das ja auch mit schöner Regelmäßigkeit, daß wir mehr Freiraum gewähren sollen und lernen müssen loszulassen und dann doch wieder gleich zur Stelle sein müssen, wenn wir gebraucht werden. Früher sind unsere Kinder mit allem und jedem zu uns gekommen, heute tun sie das nicht mehr. Nun, das ist kein Problem, solange man über alles sprechen kann. Die Eltern müssen ja nicht alles wissen, solange sie sich darauf verlassen können, daß ihnen die wichtigen Dinge nicht vorenthalten werden.

Bei Gott ist diese Freiheit erst recht gegeben. Während wir Menschen einerseits unsere Leinen im Elternhaus lösen müssen, so nehmen wir anderseits den Anker mit auf die Fahrt. Ich finde, Ihr sollt Gottes Wort immer bei Euch haben können, wie einen Anker auf einem Schiff. Nun, wir sind eine aufgeschlossene Kirchgemeinde. Darum schenken wir Euch die Bibel nicht nur in der Form eines gedruckten Buches sondern auch als «Smartcard». Das ist eine kreditkartengroße CD-ROM. Sie läuft auf praktisch allen PC's. Ich könnte sie ins Portemonnaie einpacken und überall auf einem PC laufen lassen. Dazu ist die Bibel gedacht: daß man sie braucht, darin herumstöbert, sucht und findet (am besten natürlich nicht allein – denn Vieles erschließt sich im Leben uns Menschen erst, wenn wir im Gespräch mit andern sind).

Es gibt zwar Leute, die ein Leben lang pubertär bleiben und meinen auf Verankerung verzichten zu können. Sie halten es für modern und ein Zeichen von Stärke, ohne die Rückbindung an Gott, ohne den Glauben und ohne Gott zu leben. Aber offensichtlich fehlt ihnen dann doch, wenn es drauf an kommt, die innere Sicherheit. Und die angebliche Stärke und Coolness entpuppt sich als Schwäche.


In einem Punkt nämlich hinkt der Vergleich mit dem Anker. Das habt Ihr Konfirmanden gut verstanden. Jemand von Euch schrieb ja: «Der Glaube gibt mir Geborgenheit in schwierigen und in guten Zeiten.» Im Hausbootlager haben wir den Anker kein einziges Mal gebraucht, weil keine Not bestand. Wir aber dürfen jeden Tag in Gottes Wort und Gegenwart uns verankert wissen und daraus neuen Glauben, neue Liebe und neue Hoffnung nehmen.

Darum, liebe Konfirmanden, liebe Gemeinde, verankert Euch in Gott als dem festen Grund!
Nehmt diesen Anker mit in die kommenden Jahre in die Ausbildung, in die RS, in die Freundschaften…
Gott hält Wort, auch auf freier Fahrt und lädt ein auf diesen Anker zu vertrauen:
Bei seinem Wort haben wir sicheren Halt, und unsere Seele wirft ihren Anker, ihre Hoffnung in einen festen Grund . AMEN.


Die Konfirmationsklasse von Feldmeilen 2004:

Ken Benz, Rafael Buff, Pascal Huber, Nina Isler,
Ilona Mächler, Andreas Meier, Andreas Rissi,
Julia Rohrer, Patrick Schürch, Nathalie Seitz,
Lucas Waser, Maria Wieser (Taufe), Cornelia Wüthrich
 

 

Lagerbericht und Fotos vom Konfirmandenlager

 

Pfr. Mathias Rissi

 

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